RAPPER UND RAGAMUFFINS

■ Das „Summer Dance Festival“ im Tempodrom

Es war ein Spektakel, um es gleich mal auf den Punkt zu bringen. Computergesteuerte Light-Show, professionelle Videoaufzeichnung mit allen Schi(c)kanen wie Tele5 und Körperabtaster am Eingang verliehen der Veranstaltung einen Flair von Wichtigkeit. Und viele Menschen hatten dieses Gefühl an diesem Dienstag abend im großen Tempodrom-Zelt.

Dem Plattenlabel BCM-Records hatte man das „Summer Dance Festival“ zu verdanken; an drei Tagen bekamen ihre Zugpferde der Hip-Hop-, Rap- und House-Music Auslauf, um zu beweisen, daß hinter der Musik aus der obligatorischen Konserve „wahre Künstler und Interpreten stecken, die hart an ihrem Erfolg arbeiten“ (Presseinfo). Das mußte tatsächlich Neugier erwecken, gleichzeitig beim Gedanken an zwölf Ekzessiv -Rapper pro Abend leicht abschrecken. Der dicht aneinandergequetschte Pulk in der Mitte und die wippenden Leute auf den Bänken widersprachen jedoch dieser Befürchtung. Durch Monika Dietls donnerstägliches House -Programm auf SFB2 gestählt, war man solidarisch auf eine lange Nacht gefaßt.

Pausen gab es nicht. DJ Tim Westwood vom BFBS besorgte hinter seinen Plattentellern mit rhythmischen Beats (rhythmisch ja, aber dröhnend laut) den fließenden Übergang mit eindeutig beabsichtigtem Non-stop-Partyfeeling zwischen den einzelnen Gigs. Schweinegute Laune hatte er dabei (den ganzen Abend über). Nur das Gekreische der Fans übertönte manchmal den Groove. Um dem gnadenlosen Abstumpfungsprozeß entgegenzuwirken (Ermüdungs- und Heiserkeitserscheinungen dürften bei der Schreierei und Armschlenkerei kein Wunder gewesen sein), dauerte ein Auftritt zwischen 20 und 30 Minuten (wobei mindestens fünf Minuten fürs Aufheizen der Fans abgerechnet werden müssen - man kennt ja die Amis). Zwischen bekannteren Rappern und Ragamuffins wie Daddy Freddy (ohne Asher D), Queen Latifah, Donna Allen, Precious und EPMD, die mit eigenen DJs inmitten von Scratches und Samples ihre bekannten Stücke mit viel Vorturnerei abzogen, gaben auch weniger populäre, aber nicht minder interessante People das Programm. Mit einem Grufti-Konzert war die Atmosphäre jedenfalls nicht im mindesten zu vergleichen (s.o. „Party“).

Für den Leser ohne Vorkenntnisse brauche ich wohl keine weiteren Namen anzuführen, denn er/sie wird auch nicht mehr wissen als zu dem Zeitpunkt, da er/sie sich entschloß, diesen Artikel zu lesen. Warum eigentlich? Do you like house? Es war ein Spektakel, wie gesagt, so was muß man selbst miterlebt haben.

Connie Kolb