Rüstung-betr.: "Ohne Rüstung keine Luftfahrt", taz vom 23.8.89

betr.: „Ohne Rüstung keine Luftfahrt“, taz vom 23.8.89

(...) Gegenwärtig gibt es viel mehr Arbeit als Arbeitsplätze - und es ist ungewiß, ob sich daran in Bälde etwas ändert. Wenn es so wäre, daß Rüstungsproduktion (anders nicht einzurichtende) Arbeitsplätze nicht nur schafft, sondern auch sichert: Wer wagt schon, dies zu Ende zu denken, denn der Zweck (und die Glaubwürdigkeit) von Waffen ist das Töten. Welcher Arbeitsplatz jedoch ist ein Menschenleben wert? Hier zeigt sich, daß es fürwahr um mehr geht als um die Frage Fusion versus Wettbewerb.

Aber selbst außerhalb moralisch-ethischer Kategorien betrachtet wird sich die Rüstungsindustrie bereits deshalb als wenig zukunftsträchtig erweisen, weil ihre Produkte sowohl in ökonomischer als auch in sozialer Hinsicht zu kostenintensiv sind und ihre Technologien trotz - oder gerade wegen! - ihrer Perfektionierung zunehmend unkontrollierbarer werden. Solange die öffentliche Hand jedoch weiter in militärische Güter investiert, statt die Umwandlung militärischer in zivile Fertigung (Konversion) zu fördern, wird es nicht leicht sein, die Industriellen zum Abbau ihres Rüstungsanteils zugunsten ziviler Produktion zu bewegen.

Wer wirklich Vorbild sein möchte - und das gilt im Weltmaßstab genauso wie in kleinen, mehr überschaubaren Zusammenhängen - investiert sich in Völkerverständigung, Ökologie und Kultur und schafft dabei soziale Mehrwerte. Das geht nicht ohne gleichzeitigen Verzicht. Doch es ist ein Verzicht, den angesichts einer zunehmenden sozialen Ungleichheit schon jetzt viele Menschen zu leisten gezwungen sind.

Andre Beßler, Bremen 33