Schultafeln fehlen unentschuldigt

■ GSM: 120 Neue fangen schon mal mit dem Lernen an / Lampenfieber und Premiere in der Gesamtschule

Na, das geht ja gut los. Schon am ersten Schultag mit lauter Fröschen zusammen im Klassenzimmer. Und Affen und sogar Vampiren. Und dann der Stundenplan: Erste Stunde „Theaterspielen“, zweite Stunde „große Kinder verkloppen“, dritte Stunde „Gröh

len“. Sagt jedenfalls Sara, wobei ich glaube, daß sie da ein bißchen gemogelt hat. Aber die Vampirprüfung hat sie wirklich geschafft und lauter gute Zensuren bekommen im Fliegen, Anschleichen und Zubeißen. Im Gegensatz zu Oliver, der sich vor allem im Fach „Blut sehen können“ ganz schön blamiert hat und gleich in Ohnmacht gefallen ist und deswegen nur ein ganz, ganz kleines Vampirzeugnis gekriegt hat. Macht aber eigentlich gar nichts, denn in Wirklichkeit ist Oliver gar kein Vampir, sondern Sechstklässler und geht schon ein Jahr zur Gesamtschule Mitte, wo man eigentlich auch Ohne-Blut-sehen-können satt werden soll. Auch wenn das bis jetzt noch nocht so richtig klappt. Aber davon später. Vorher muß ich noch schnell sagen, daß der Frosch auch gar kein richtiger Frosch, sondern der Kristian ist und sich gestern an seinem ersten Schultag in der GSM nur ein bißchen gefühlthat wie ein

Frosch. So aufgeregt und hibbelig war er. Und der Affe ist auch nur in der ersten Stunde ein Affe und dann wieder der Tobias.

Tobias und Christian sind zwei von den 120 „Neuen“, mit denen es in der GSM jetzt „richtig“ losgehen soll. Naja, was heißt hier richtig. Kristian ist bis zu den Sommerferien noch in der Brokstraße zur Schule gegangen und findet, daß in seiner neuen Schule „schon noch ganz schön viel gemacht werden muß“. Zum Beispiel mal die Wände gestrichen. Und eine Schultafel gehört eigentlich auch in ein richtiges Klassenzimmer. Einen Bibliotheksbenutzerordnungsentwurf und zwei echte Skelette gibts zwar schon, aber sonst fehlt doch noch ziemlich viel für eine richtige Gesamtschule. Überall stehen Kisten und Kasten rum. Seit einer Woche packen die neuen LehrerInnen „Überraschungspakete“ aus und finden z.B. so komische alte Geräte und alles mögliche,

was andere Schulen in Bremen anscheinend überhaupt nicht mehr gebrauchen können. Einer - bestimmt ein Fachlehrer kriegt dann raus, daß die komischen alten Geräte wahrscheinlich Mikroskope sind und bestimmt keine Geschirrspülmaschinen. Obwohl man die auch ganz dringend brauchen könnte. Denn zumindest in allen anderen Bremer Gesamtschulen kriegen die Kinder auch Mittagessen, und da kann der Schulleiter sein Privat-Porzellan trotzdem zu Hause lassen und die Eltern müssen nicht 200 Teller in einer Babybadewanne abwaschen.

Die Gesamtschule Mitte ist eben eine etwas besondere Schule, hat sich wahrscheinlich auch Bremens Bildungssenator Horst-Werner Franke gedacht und deshalb ein einziges Mal zwei Handwerker für einen Tag in das alte Schulgebäude gschickt. Und zur Begrüßung ist er auch nicht gekommen.

K.S.