St. Stephani lädt zu Kaffee & neuen Kleidern

■ Eine Initiative für die Zeit, wenn Ämter schließen

Die Zentrale Beratungsstelle war in ihren Anfängen vor 10 Jahren auch wichtigste Anlaufstelle für Obdachlose: Mit Aufwärmstube, Dusche, Waschmaschine. Jetzt ist die vier-Mann -starke Instanz Kooperationspartner der verschiedenen Sozialen Dienste, zunehmend in Streetworking und ambulantem Dienst engagiert.

Das Jakobus- (oder: Papageien-) Haus hat unter neuer Leitung umgestellt auf „Durchgangsstation“ mit Zeitbegrenzung (vier Monate Maximum). Tippelbrüder, die Bremen am Wochenende erreichen, landen dort in er Notaufnahme: Sozialämter und Beratungsstellen haben selbstverständlich geschlossen.

Für diese Leute, die „eine so ganz andere Lebensplanung haben als wir“ (Jakobushaus-Leiter Huuk), gelten jedoch ganz restriktive „Grundregeln“, damit sie die Hilfen, die ihnen per Gesetz zustehen, auch kriegen: Bestimmte Behördengänge zu bestimmten Zeiten sind „einfach notwendig“, das Befolgen der Hausordnung wird rigoros beob

achtet. Wer hier ein begrenztes Dach über dem Kopf findet, erhält ein abgezähltes Taschengeld.

Locker und unpretentiös hält es dagegen die Kirche mit ihrem sonntäglichen Hilfsangebot in St. Stephani. Initiiert von Pastor von Zobeltitz sorgt ein fester HelferInnenkreis aus der Gemeinde für Kaffee und Kuchen am auch für Obdachlose „besonderen“ Wochentag, dem Sonntag.

Hierhin streben seit vielen Jahren „immer dieselben“ (v. Zobeltitz), die früher als „Landplage“ verschrien gewesen seien. Jeden Sonntagnachmittag ist auch die Kleiderkammer von St. Stephani geöffnet, ist zwischen 15 und 18 Uhr (ca.) Zeit für Klönschnack und Kartenspiel.

Da erzählt dann zum Beispiel Alfred, daß die Bullen ihm seine Eule weggenommen haben, die er „ganz ehrlich“ an der Weser fand und mit der das Geschäft „viel besser“ lief als mit jedem Schäferhund. Alfred „macht Platte“: er lebt im Park und auf der Rathausbank, abseits von sämtlichen Ämtern und dem sozialen Netz.