S-Bahn-Kabel contra Grün

■ Für Verkabelung der Wannsee-Bahn wird in Schöneberg eine 20 Meter breite Schneise geschlagen / Protest der BI Westtangente / Arbeitet die Verwaltung insgeheim noch mit Plänen des Diepgen-Senats?

Einen sofortigen Stopp der Arbeiten zum Bau eines neuen Kabelkanals entlang der Wannsee-Bahn hat in einer Erklärung die Bürgerinitiative Westtangente (BIW) gefordert. „Mit Erschrecken habe man feststellen müssen, daß zwischen den Bahnhöfen Großgörschenstraße und Schöneberg der S-Bahn-Linie 1 im Zusammenhang mit den Arbeiten ein etwa 20 Meter breiter Streifen westlich der Gleise abgeräumt und damit wertvolle Vegetation vernichtet worden sei. Zudem verlaufe der nicht begehbare Kabelkanal etwa 10 bis 20 Meter neben den Wannsee -Bahn-Gleisen. Durch eine solche Lage aber, so der Vorwurf der BI, verhindere der verantwortliche Bausenator die seit über zehn Jahren geforderte Grüntangente zwischen der Buga von 1985 und dem für 1990 ausgeguckten Gartenschaugelände.

Im Zusammenhang mit dem überaus großzügigen Umgang mit Flächen äußerte die Bürgerinitiative daneben den Verdacht, daß die Verwaltung insgeheim noch Planungen des alten Senats für eine Verschwenkung der S-Bahn aus Lichtenrade auf die Trasse der Wannsee-Bahn berücksichtige.

Ganz andere Gründe seien für den großen Abstand des großen Kabelkanals zu den S-Bahn-Gleisen im fraglichen Schöneberger Trassenabschnitt maßgeblich gewesen, hieß es dagegen gestern aus der Bauverwaltung. Erstens sei noch nicht klar, ob der geplante S-Bahnhof Kolonnenstraße einen Mittelbahnsteig oder zwei äußere Seitenbahnsteige erhalten werde. Falle die Entscheidung, würde der Kabelkanal endgültig „so dicht wie es geht“ an die Gleise herangerückt. Zweitens habe die beabsichtigte Verschiebung des Bahnhofs Großgörschenstraße an den U-Bahnhof Yorckstraße zwecks einer besseren Umsteigeverknüpfung eine Rolle gespielt. Schließlich habe man einen Sicherheitsabstand zu einem vorhandenen Güterbahngleis wahren müssen.

Wie berichtet, stehen die Kabelkanalarbeiten im Zusammenhang mit der Einrichtung eines modernen elektronischen Zugsicherungssystems auf der Wannseebahn. So vermochte sich gestern auch die Umweltverwaltung dem Protest der BI nicht anzuschließen. Sprecher Rogalla: „Im Interesse einer technisch hochwertigen S-Bahn-Fahrerei können wir da nicht sagen, das wollen wir nicht.“ Gleichwohl räumte er ein, daß an Grün „einiges angegriffen wird“. Wieviele Bäume der Kabelkanal das Leben kosten wird, weiß derzeit allerdings noch keine Senatsverwaltung

thok