Beschlagnahme erforderlich

■ Acht Wohnungen für Aussiedler hat die Steglitzer Sozialstadträtin Gabriele Witt bereits beschlagnahmt

Als ersten Erfolg bewertet die Steglitzer Sozialstadträtin Gabriele Witt ihre Initiative, leerstehende Wohnungen für Aussiedler zu beschlagnahmen. Acht solche Unterkünfte werden derzeit instandgesetzt, um 30 Zuzüglern, die bisher in Turnhallen untergebracht waren, ein Dach über dem Kopf zu schaffen. „Den Vermietern wird eine ordnungsgemäße Miete bezahlt, weil sie natürlich nach wie vor Eigentümer sind“, so Witt. Die Stadträtin, die mit der Ankündigung der Beschlagnahmeaktion Mitte August für lokalpolitischen Wirbel gesorgt hatte (die taz berichtete), hofft auf ähnliche Initiativen auch in den anderen Bezirken. „Alle warten ab, wie das funktioniert“, so die Sozialstadträtin über ihre KollegInnen. Dabei sei die Beschlagnahme von Rechts wegen gar nicht so problematisch. „Wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, um Obdachlosigkeit zu beseitigen, ist das Bezirksamt berechtigt, solche Maßnahmen zu ergreifen.“ Das sei in Steglitz der Fall gewesen, nachdem sämtliche Containerstandorte, Pensionen, Altersheime und private Unterbringungsmöglichkeiten belegt waren. Sogar ein leerstehendes Gefängnis sei im Gespräch gewesen. „Das brauchte die Justizsenatorin aber zum Glück dann doch selber.“ Positive Begleiterscheinung der Beschlagnahme seien die gehäuften Leerstandsmeldungen von seiten der Bevölkerung. „Was uns offiziell an leerstehenden Wohnungen bekannt ist, ist nur die Spitze eines Eisberges“, zog Witt Bilanz. Mit Sorge sieht sie einem neuerlichen Aussiedlerzuwachs entgegen. „Bis auf achtzig Aussiedler sind jetzt alle aus den Turnhallen raus. Falls uns noch mal 130 zugeteilt werden, weiß ich nicht, wo die untergebracht werden sollen.“

cb