Späth: Helmut Kohl CDU-Kanzlerkandidat

■ Fortsetzung des Regierungsbündnisses ist Wahlkampfziel / Geißler kandidiert für Präsidium / Profilierung der Partei?

Stuttgart (ap) - Die CDU wird nach Ansicht des baden -württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth mit Bundeskanzler Helmut Kohl als Kanzlerkandidat in den Bundestagswahlkampf 1990 gehen. Dies erklärte der stellvertretende CDU-Vorsitzende am Freitag in Stuttgart vor Journalisten. Wahlkampfziel der Christdemokraten sei es, die jetzige Regierungskoalition aus CDU, CSU und FDP wieder mehrheitsfähig zu machen, sagte er. Gleichzeitig müsse die CDU innerhalb des Regierungsbündnisses jedoch ihr Profil als konservative, liberale und soziale Volkspartei stärker zeigen.

Späth vertrat die Auffassung, daß die CDU-Präsidiumssitzung am Donnerstag abend in Bonn die Grundlage für ein neues Vertrauensverhältnis innerhalb der Parteiführung gelegt habe.

Das Parteipräsidium der CDU, das ebenso wie der Vorstand auf dem Bremer Bundesparteitag am 11.September neu gewählt wird, müsse künftig mehr Verantwortung für die politische Kursbestimmung der Partei übernehmen und das Profil der CDU stärker prägen, sagte Späth. Dieses Gremium brauche „eigenwillige Köpfe“ und dürfe nicht nur „Gefolgschaftserklärungen“ abgeben. Die ausdrückliche Erklärung von Helmut Kohl, daß dieser die Kandidatur von Geißler zum stellvertretenden Parteivorsitzenden befürworte, habe deutlich gemacht, daß auch Kohl nicht daran interessiert sei, „nur von Stromli nienförmigkeit umgeben“ zu sein.

In der CDU müßten Politiker wie Geißler, Norbert Blüm oder Rita Süssmuth ebenso verankert sein wie Alfred Dregger. „Wir treten alle an und wollen ein Zeichen setzen, daß Vertreter aller Gruppierungen in dieser Partei ihren Platz haben“, begründete er die Kandidatur der Kohlkritiker für Bundesvorstand und Präsidium. Da mit Ausnahme von Frau Laurien alle bisherigen Mitglieder des Präsidiums auf dem Bremer Parteitag erneut kandidieren wollen, werden sich neun Kandidaten um sieben Präsidiumsplätze bewerben: Ernst Albrecht, Heiner Geißler, Norbert Blüm, Lothar Späth, Gerhard Stoltenberg, Rita Süssmuth, Walter Wallmann, kraft Amtes außerdem Alfred Dregger (Vorsitzender der Bundestagsfraktion), Egon Klepsch (Fraktionsvorsitzender im EG-Parlament).

Wichtig sei nun vor allem, daß das neue Präsidium eine andere Tagungsform und eine neue Arbeitsweise finde, die es ihm erlaube, sich intensiver mit Grundsatzfragen der Parteipolitik zu beschäftigen.

Späth unterstrich, daß niemand in der Partei ein Interesse daran gehabt habe, den Vorsitzenden zu beschädigen, „weil wir alle ein Interesse daran haben, daß diese Partei erfolgreich ist“. Allerdings hätten die Kohlkritiker einen Rückzug aus den Führungsgremien erwogen, falls eine Gruppierung zu stark dominiert hätte und eine Vertrauensbasis nicht zustande gekommen wäre.