Wünsche digitalisiert

■ Radioprogramme beim digitalisierten Rundfunk in Sparten unterteilt / Empfänger sucht „Klassik“ auf Knopfdruck / „Gläserne Studios“ statt „gläserne Abgeordnete“

Die Erwartungen der Unternehmen der Unterhaltungselektronik an die Internationale Funkausstellung (IFA) sind weit übertroffen worden. Die Branche rechnet nach den glänzenden Geschäftsabschlüssen auf der Messe unter dem Berliner Funkturm, daß der prognostizierte Gesamtumsatz von 18 Milliarden Mark in diesem Jahr in der Bundesrepublik um einige 100 Millionen Mark übertroffen wird, geht aus dem Abschlußbericht der Berliner Messegesellschaft AMK hervor.

In diesem Jahr wurde keine bahnbrechende serienreife Innovation wie zum Beispiel Videorecording oder CD vorgestellt, dafür gab es im Detail viele Neuheiten. Nach einer Umfrage der Messe-Veranstaltungsgesellschaft Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik und der AMK bei den Ausstellern richtete sich das Hauptinteresse der Kunden auf Neu- und Weiterentwicklungen. Hochwertige Fernsehgeräte und Camcorder seien der absolute Renner gewesen. Weiter sehr gefragt waren Video-Recorder mit zusätzlichen Funktionen und CD-Player.

Der Absatz von HiFi-Geräten gehört seit Jahren zu den konstanten Größen des Marktes. Digitale Hörerlebnisse sorgen in diesem Bereich für eine gesteigerte Nachfrage, hieß es. Ebenfalls rückten Satellitenempfangsanlagen stark in den Vordergrund.

Da die Lager des Handels weitgehend geräumt seien, geht die Industrie davon aus, daß zum Herbst vorwiegend neue Ware angeboten wird. Es wird erwartet, daß der Umsatz des Herbst und Weihnachtsgeschäftes neun Milliarden Mark übersteigt. Nach der Befragung der AMK bei den Unternehmen beurteilten 28 Prozent ihre Beteiligung positiver als 1987 und 28 Prozent hielten ihren Erfolg für vergleichbar. Nur 14 Prozent verzeichnete ein weniger gutes Ergebnis als bei der letzten IFA. Meist diskutiertes Thema der Messe war das hochauflösende Fernsehen HDTV. Das HDTV soll flimmerfreies Fernsehen in Kinoqualität mit digitalem Ton bringen.

Auf der IFA wurde auch der digitale Rundfunk gestartet. Die dem Tonsignal gegebene Kodierung erlaube aus den 16 angebotenen Stereoprogrammen gezielt Programmarten auszuwählen. Wenn zum Beispiel ein Hörer die Taste „Klassik“ drückt, sucht das Gerät automatisch ein Programm mit dieser Musikrichtung. Es seien international die festen Sparten Klassik, Sport, Rock und Bildung vereinbart worden.

Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten waren ebenfalls zufrieden mit ihrer Beteiligung. Bei den Live-Sendungen von dem Messegelände seien teilweise hohe Einschaltquoten zu verzeichnen gewesen, hieß es. Auch die gläsernen Studios in den Hallen hätten beim Publikum großen Anklang gefunden. Die nächste Internationale Funkausstellung findet 1991 vom 30. August bis zum 8. September statt.

dpa/taz