Gute Überraschung auswärts

■ Blau-Weiß punktet bei Blau-Schwarz / Berliner spielen an der Saar auf / Später Ausgleich, dann null Überblick / Schumm: „Hochklassig“, Schlappner: „Zufrieden“

Am 3.Juni hatte Blau-Weiß 90 in Homburg chancenlos 0:2 verloren und seine Relegationschance verspielt. Drei Monate später, an einem verregneten Spätsommerabend, demonstrierten die Berliner beim 1.FC Saarbrücken zeitweise flotten Offensiv-Fußball und boten mit Stanislav Levy in Abwehr und Mittelfeld eine kompakte Leistung. Dabei waren die ersten 20 Minuten gar nicht berauschend für die 12.000 ZuschauerInnen. Im Saarbrücker Spielcasino, direkt gegenüber dem Stadion Ludwigspark gelegen, dürfte bis Mitte der ersten Halbzeit mehr Spielfreude registriert worden sein als auf dem Rasen.

Torgelegenheiten waren Raritäten, Fehlpässe und Abspielfehler auf beiden Seiten führten zu einem permanenten Hin und Her zwischen den Toren. Blau-Weiß spielte keß mit, ging auch nach vorn, und so kam der FCS zusehends in Schwierigkeiten. Gehrke spielte fehlerlos und parierte in der 27.Minute einen Kopfball des Ghanaers Yeboah aus drei Metern. Unkonzentriertheit führte dann 20 Sekunden vor der Pause zum 1:0 für Saarbrücken: Knoll bediente Schlegel, der spielte Gehrke aus, und der Rettungsversuch auf der Linie mißlang. Nach dem Wiederanpfiff hatte Blau-Weiß seine stärkste Phase. Der überragende Levy bediente Dinauer mit einem 60-Meter-Paß, doch der vergurkte diese Möglichkeit.

Schlumberger traf neben das Tor, und im Getümmel vor FCS -Torhüter Wahlen gab es des öfteren keine Lücke. Nach einer Stunde wurden die Blau-Weiß-Fans (die wohl alle in Berlin geblieben waren) erlöst: Breford schlug den Ball nach vorne, und Adler, von Jelev unterlaufen, köpfte das 1:1. Dann Motzke für den erschreckend schwachen Wilbois, und in der 70.Minute hatte der glücklose Dinauer die Führung auf dem Fuß. Saarbrücken spielte in dieser Phase sehr verhalten, nach dem Motto: Besser einen Punkt als gar keinen. In den letzten Minuten spielte Blau-Weiß dann verrückt, verlor total den Überblick. Gehrke fischte einen Ball fast hinter der Linie, Fuhl vergab freistehend aus fünf Metern, und der beste Saarbrücker, Knoll, wurde elfmeterreif gefoult. Dann war das „hochklassige Zweitligaspiel“ (Blau-Weiß-Trainer Bernd Schumm) vorbei, und auch Saarbrückens Schlappner war mit den Seinen zufrieden, da Blau-Weiß „auswärts immer für eine Überraschung gut ist“. Blau-Weiß, nach den Abgängen von Gaedke und Stark schwächer eingeschätzt als im Vorjahr und zudem durch die Ausfälle von Schlegel und Haller dezimiert, hat in dieser Form exzellente Chancen, im Spiel um die ersten drei Plätze mehr als nur ein Wörtchen mitzureden.

Günter Rohrbacher-List aus Saarbrücke