„Dieses Reformgerede ist als Lüge bloßgestellt“

Südafrika: Apartheidregime warnt Oppositionen vor Protesten am Tag der Minderheitenwahlen / Innenministerium kündigt an, mit aller Härte vorzugehen / Die Kampagne des zivilen Ungehorsams soll auch nach der Abstimmung fortgesetzt werden  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Südafrikas Regierung hat gestern gewarnt, daß sie keine StÖrung der Parlamentswahlen am Mittwoch durch Anti -Apartheid-Demonstranten dulden wird. Sprecher der Opposition haben jedoch betont, daß die im vergangenen Monat gestarteten Proteste auch über den Wahltag hinaus andauern werden. Die Opposition verurteilte ihrerseits die scharfen Polizeiaktionen gegen friedliche Demonstrationen. Auch gestern wurde mehrere DemonstrantInnen bei einer Versammlung in der Östlichen Kapprovinz verhaftet.

„Die Repression der vergangenen Tage hat das Reformgerede des amtierenden Präsidenten Frederick W. de Klerk als Lüge bloßgestellt“, sagte Oppositionssprecher Cas Coovadia gestern in Johanensburg. „Diese Repression wurde von einem Mann angeordnet, der von der Welt fordert, daß man seiner Regierung eine Chance gibt.“ Nach Angaben der Polizei sind in den letzten Tagen 17 Oppositionsführer festgenommen worden. Nach weiteren 33 wird gesucht. „Wir werden Widerstand leisten, bis wir frei sind“, sagte der anglikanische Erzbischof Desmond Tutu am Sonntag in Kapstadt, nachdem am Vortag Hunderte bei einem Protestmarsch verhaftet worden waren. Für heute und morgen, dem Wahltag, ist ein Generalstreik angekündigt. Die Unversität von Kapstadt erklärte offiziell, daß sie die beiden Tage geschlossen sein wird.

„Wir sind darauf vorbereitet, ohne Gnade und mit aller Härte gegen Leute vorzugehen, die versuchen, die Wahl zu stören“, erklärt indessen Leon Mellet, Sprecher des Ministers für Recht und Ordnung. „Wir garantieren denjenigen, die wählen wollen, daß wir sie beschützen werden.“

Überraschend friedlich ging andererseits ein Protest gegen Rassentrennung an Stränden in der Hafenstadt Durban am Sonntag nachmittag über die Bühne. Während 1.000 Polizisten wachten, besetzten mehr als 5.000 schwarze Demontranten einen für Weiße reservierten Strand.

Oppositionssprecher lobten die Polizei für ihre Zurückhaltung, die Polzei klopfte der Opposition für die Disziplin ihrer Anhänger auf die Schulter. Ausnahmsweise wurden nur 58 Leute verhaftet, von denen lediglich zehn angeklagt werden sollen, weil sie die Fahne des verbotenen Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) gehißt hatten.

Unterdessen wurde bekannt, daß in der Nacht zum Montag ein weißer Student den Verletzungen erlag, die er am Donnerstag durch Steinwürfe am Kopf erlitten hatte.