Staatsoper sucht Sopran

■ Männer fühlen sich diskriminiert / Frauensenatorin darf Stellen nicht nur für Frauen ausschreiben / Amtmann geht vor Petitionsausschuß / Heftige Diskussion entfacht

Weil die Verwaltung des Frauensenats gewagt hat, die Stellen für das neuzuschaffende Frauenreferat ausschließlich weiblich auszuschreiben, legte ein Stadtamtmann aus Steglitz nun Beschwerde beim Petitionsausschuß ein - und reichte zugleich eine Bewerbung für das Frauenreferat ein. Für den 37jährigen Bernhard Dolata, Sohn eines CDU-Abgeordneten, steht fest: „Die Chancengleichheit aller männlichen Beamten, die für eine Stelle in Frage kommen, ist somit verletzt.“ Die Ausschreibung sei „rechtlich nicht haltbar“.

Für das neue Frauenreferat hatte die Senatsverwaltung im Amtsblatt und im 'Tagesspiegel‘ mehrere „Angestellte“, zwei „Regierungsamtsfrauen“, eine „Regierungsrätin“ und eine „Regierungsoberinspektorin“ mit „frauenpolitischem Engagement“ gesucht. Dolata fühlte sich dabei ausgeschlossen.

Laut Bürgerlichem Gesetzbuch gilt, daß ein Arbeitsplatz weder nur für Männer noch nur für Frauen ausgeschrieben werden darf, es sei denn, ein bestimmtes Geschlecht ist „unverzichtbare Voraussetzung“ für den Job. Etwa: Staatsoper sucht Sopran. Doch ein Blick in die Zeitung genügt, um festzustellen, daß dieses Gesetz zu Ungunsten von Frauen bis heute täglich unterlaufen wird. Wenn Frauen allerdings gegen männliche Anzeigen protestieren, gibt es häufig „keinen Beschwerdebedarf“, da sie sich trotzdem von der Anzeige angesprochen fühlen dürfen. Im umgekehrten Falle ist diese stillschweigende Annahme offenbar eine Zumutung, schlimmer: ein gesetzlicher Verstoß. „Ein provokatives Signal“ seien die Ausschreibungen gewesen, die jetzt entfachte Diskussion mache vor allem deutlich, wie notwendig ein Antidiskriminierungsgesetz sei, heißt es aus dem Hause der Frauensenatorin.

Der „Formfehler“ soll nun durch eine erneute, „neutrale“ Ausschreibung behoben werden. „Es gibt Rechtsvorschriften, an die wir uns halten müssen“, sagte Pressesprecherin Köbke. Senatsprecher Kohlhoff findet, daß die Anzeigen konsequent formuliert seien, da kaum ein Mann frauenpolitisches Engagement mitbrächte. „Zum erstenmal werden nur Frauen gesucht, und gleich hagelt es Proteste. Das passiert bei nur für Männer ausgeschriebenen Angeboten nicht.“

uhe