Barbaras Griff in die Mottenkiste

Altbekanntes wiederaufbereitet - das ist das Ergebnis einer Studie über Studienanfänger, die die Wissenschaftssenatorin, Riedmüller-Seel, gestern vorstellte  ■ D A S L E T Z T E

Was die Spatzen schon längst von den Dächern der Universitäten pfeifen, hat sich jetzt auch auf dem Schreibtisch von Wissenschaftssenatorin Barbara Riedmüller -Seel niedergeschlagen: Berliner Hochschulen haben sich auf einen anhaltenden Studienanfängerboom einzustellen. Keine Neuigkeit, sollte man meinen. Und dennoch, um zu dieser grandiosen Erkenntnis zu gelangen, brauchte es extra eine Untersuchung der HIS GmbH und deren museale Ergebnisse veranlaßten Riedmüller-Seel gestern zu einer vierseitigen Presseerklärung. So „hat der Berliner Hochschulbereich an der Expansion der letzten Jahre nicht nur teilgenommen, sondern sie sogar übertroffen“ (Aha!). Woran das liegen mag? Da wäre zum einen die hohe Zahl der ausländischen StudienanfängerInnen, die mit knapp 14 % doppelt so hoch wie im Bundesgebiet sei. Zum anderen sei die Anziehungskraft der Stadt wegen „alternativ-emanzipatorischer Werthaltungen“ verantwortlich für den StudentInnenboom.

Daß der Numerus Clausus für konstante Studienanfängerzahlen sorgt, ist wohl keine weltbewegende Neuigkeit (dazu ist er ja schließlich da!). Der Wissenschaftssenatorin war die Beschreibung dieses Phänomens dennoch eine Abhandlung wert. Bedeutende Erwähnung findet hier die HdK als „Hochschule mit besonderer Anziehungskraft“, wo, laut wissenschaftlicher Erkenntnis, nur studieren darf, wer über künstlerische Eignung verfügt (Sic!). Den Blick analytisch nach vorne gerichtet, kommt die Wissenschaftssenatorin nach eingehendem Studium der revolutionären Untersuchung zu folgender Erkenntnis: Der vermeintliche Gipfel des „Studienberges“ erweise sich als „Hochplateau“, eine kurzfristige Rückkehr von der „Überlast“ zur „Normallast“ sei nicht zu erwarten. Das Resultat: eine offensive Hochschulpolitik, die neue Wege gehen müsse. Die Frage, die dann noch bleibt: Wer soll diese bloß in Angriff nehmen?

Christine Berger