Das muß man irgendwie hinkriegen

■ Der Bremer Filmverleih CON überlebt am unattraktiven Standort Bremen

Dieses Jahr muß etwas an sich haben. Wie die Fliegen purzeln die Jubiläen und keine macht sich mehr etwas daraus. Zugkräftig sind an sich nur noch dreijährige Jubiläen und solche mit einer null in der zweiten Stelle.

Ihr Zehnjähriges feierte nicht eine Bremer Einrichtung, die es an sich verdient hätte. Der erste und einzige Bremer Filmverleih, CON-Film, 1979 gegründet, exi

stiert immer noch und kann mittlerweile schon vier Mitarbeitern die Tomaten zu den Nudeln finanzieren.

Angefangen hatte man, wie Mitbegründer Detlev Ziegert erzählt, aus Not und Ärger. Not war es, da sich langsam herausstellte, daß die politische Bewegung über neue Vermittlungs-und Mobilisierungsformen nachzudenken hatte, wollte sie sich nicht auf die

übriggebliebene Handvoll von Interessierten verkleinern; Ärger darüber, daß nur zu häufig die Präsentation von Filmen auf politischen Veranstaltungen dilettantisch war oder aus purem Dilettantismus gänzlich flachfiel.

Ein Vertrieb mußte also her, ein Vertrieb, der sein Ohr am Puls der Bewegung hatte und dafür sorgte, daß zu den richtigen Themen die richtigen Filme bereitstanden, und daß diese auch zuverlässig zu bekommen waren. Gemäß der Parole der Zeit widmeten sich die ersten Verleihprojekte des CON -Verleihs, der Solidarität mit den mittelamerikanischen Befreiungsbewegungen. Der Schwerpunkt war gesetzt, die Verbreitung dokumentarischer Filme, die die Lebensbedingungen in der 3. Welt thematisieren, blieb bis heute ein Hauptanliegen der Verleiher. Daneben hat sich aber in der Zusammenarbeit mit profilierten Dokumentarfilmern wie Fernando Birri, dem lateinamerikanischen Filmschulgründer oder (dem wiederholt Grimme-Preis gekrönten) Gordian Troeller, dem Luxemburger, der für Radio Bremen Fernsehfeatures dreht, das Konzept von der eigenen Rolle im Prozeß der Filmverwertung geändert. In seiner Idealvorstellung einer Zusammenarbeit, wie Detlev Ziegert sie sieht, greift der Vertrieb schon früh in den Filmproduktionspro

zeß mit ein, er berät beim Schnitt und hilft bei fundamentalen Entscheidungen über die Länge oder das anzustrebende Publikum. Schließlich sei der Vertrieb der Schnittpunkt der Interessen der Filmemacher mit denen des Publikums, mit beiden vertraut und

von daher eine wichtige Instanz für jeden Filmemacher. Wie die gesellschaftlichen Verhältnisse im Fluß seien, so müßten sich auch die ästhetischen Vermittlungsformen verändern und für die Verleiharbeit heißt das, daß man sich an die technischen Ent

wicklungen heranzuarbeiten habe.

Für all das ist Bremen ein extrem unattraktiver Standort. Während es in anderen Bundesländern eine rege Filmförderung gibt, die auch eine Verleihförderung einschließt, beschränkt sich Bremen darauf, Filme nicht einfach generell zu verbieten. So kommt es, daß CON-Film und die von dem Verleih betreuten Filme in anderen Städten bekannter sind als hierzulande. Zeit, daß sich das ändert.

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