Vera Rüdiger

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Mädchen auf

Wiese

Die Gesundheitssenatorin Vera Rüdiger, 1942 in Kassel eingeschult

„Schultüten habe ich nur mit großen Kinderaugen und Neid auf den Einschulungsfotos meiner älteren Brüder bestaunt. Als ich eingeschult wurde, da gab's so was beim besten Willen nicht. Ich weiß auch nicht, ob die anderen Kinder in der Arbeiterwohnsitzgemeinde, in der ich aufgewachsen bin, solche hatten. In die Schule bin ich zunächst teils mit Freude, teils mit Neugierde gegangen. In der ersten Zeit hab ich auch nicht gespürt, daß ich aus einer politisch unliebsamen Familie stammte. Diese erste Schulzeit verbindet sich für mich vor allem mit unheimlich viel Huflattichblättern, die wir sammeln und in einem Klassenraum trocknen mußten. Das wurde benutzt für Arzneimittel für den Krieg,. Dieser Geruch der getrockneten Huflattichblätter, den hab ich heut noch in der Nase. Später kam Kartoffelkäfersuchen hinzu und Bucheckernsammeln. Sowas hab ich sehr gern gemacht. Ich kann mich an ein richtig charakteristisches Schulfoto von mir erinnern. Da wurden wir vor das Schulgebäude gestellt und aufgefordert, freundlich zu sein. Wir alle mit x-Beinen und auf Kommando grinsend.“