„Ich heulte elendiglich“

■ Gerold Janssen über seine Schulzeit

Gerold Janssen, eingeschult im Jahre 1929 in die Grundschule Borssum bei Emden, heute Deichhauptmann und Hollerland -Kämpfer.

Schultüte? - „Watt is dat, Mama?“ hätte ich sicher gefragt. Denn so etwas kannte man auf dem Dorf bei uns nicht ... und ich sprach ostfriesisch Platt. Das Hochdeutsche war bei uns eine Fremdsprache und allein schon aus diesem Grund die Schule für mich etwas Fürchterliches. Es kam hinzu, daß ich (wohl auf Grund einer Vorschuluntersuchung, die es demnach wohl schon gegeben haben muß) wegen eines Haltungsfehlers zum orthopädischen Turnen in die Stadt mußte, bevor ich eingeschult wurde. Ich glaube, es ist bei einem Versuch geblieben: Ich mußte dazu nämlich Turnzeug anziehen (war also so gut wie nackend !!!), schämte mich fürchterlich, heulte elendig und war nicht zu bewegen, in einer kleineren Gruppe mitzumachen - es ist für mich ein prägendes, negatives Ereignis gewesen. Mir fehlte sicherlich Schulreife - ich muß wohl auch erst 5 3/4 Jahre alt gewesen sein - und so hat meine ein Jahr ältere Schwester mich an die Hand genommen und in die Schule gebracht. Für die Eltern (und deren Geschäftshaushalt) war das eine Entlastung ..“