Flüchtlinge-betr.: "Großer Flüchtlingstreck erwartet", taz vom 31.8.89

betr.: „Großer Flüchtlingstreck erwartet“, taz vom 31.8.89

Die jahrzehntelang von der Union der Christen, der „Christ -Union“, insbesondere von den Christsozialen in Bayern bejammerte „Trennung von ihren Landsleuten“ in der DDR mündet in diesen Tagen in eine herbeigeredete, glückliche „Wiedervereinigung“ mit Zigtausenden, die aus dem Staat des „realen Sozialismus“ in den Staat des „christlichen Kapitalismus“ einwandern.

Überwältigt von dem Glücksgefühl endlich die Brüder und Schwestern an die Brust drücken zu können und in die Arme zu schließen, müßten nun speziell die hier im „Freistaat“ Bayern noch vorhandenen ca. 2,5 Millionen CSUlerInnen (PolitikerInnen, Parteimitglieder und WählerInnen) in christlicher Nächstenliebe diese wenigen 20-, 30-, 50- oder vielleicht 150.000 bis 250.000 DDR-BürgerInnen ohne größere Schwierigkeiten in ihren Ferienzweitwohnungen in den bayerischen Bergen, ihren geräumigen Eigenheimen und Wohnungen, eine „Heimat“ bieten können.

Weit gefehlt! Gerade die, die hierzulande großmäulig mit ihrem Ruf nach drüben diese Einwanderungswelle erzeugt haben, kneifen jetzt. Im bayerischen Grenzland Österreich werden nun in einigen Gemeinden Zeltstädte (Winter-Camping im Ferienland Bayern) errichtet. Die vielbeschworene christliche Verbundenheit „mit den Landsleuten von drüben“ verkommt zur Ausgrenzung, Ablehnung und damit zur Unmenschlichkeit.

Karl Heinz Klaiber, Würzburg