VHS-Kurse gestrichen: Lohnkampf

■ Beamtete KursleiterInnen wollen soviel verdienen wie ihre arbeitslosen KollegInnen: 30 Mark statt 25

Im Stich gelassen fühlen sich die Teilnehmer zweier Fortgeschrittenenkurse für Elektrotechnik und Elektronik der Volkshochschule (VHS). Ihnen wurde am Dienstag bei Kursbeginn mitgeteilt, daß die im Herbstprogramm angekündigten Veranstaltungen gestrichen sind, nachdem die Lehrenden eine Fortsetzung ihrer Arbeit für die VHS abgelehnt haben.

Der Grund dafür: Die Lehrenden an der VHS werden auf Senatsbeschluß seit März des Jahres unterschiedlich entlohnt. BeamtInnen, die neben iHrem Beruf noch der VHS -Arbeit nachgehen, erhalten wie bisher nur 25 Mark pro Stunde, während der Satz für

sogenannte „Nebenberufler“ - in der Mehrzahl Arbeitslose auf 30 Mark erhöht wurde. Die simple Begründung: Die BeamtInnen würden sowieso schon genug verdienen, während die anderen Lehrenden schließlich von der VHS-Arbeit leben müßten.

Von den zwischen 600 und 700 KursleiterInnen der VHS sind ungefähr 80 bis 100 von dieser Regelung betroffen. Der Konflikt ist jetzt im Bereich E-Technik ausgebrochen, weil hier die KursleiterInnen weniger leicht zu ersetzen sind als z. B. Leiter von Sprachkursen; das jedenfalls erklärte der Nebenstellenleiter Süd, Klaus Hobunn, der taz. Darüberhinaus sei man vom Angebot an Fachräu

men und -Geräten von der Berufsschule E-Technik abhängig, aus deren Lehrkräften sich die Kursleiter zum Teil rekrutieren.

Hobunn ist gespannt auf den Fortgang des Konfliktes: „Wenn die Bildungsbehörden versuchten, die Kursleiter zu ersetzen, wäre das der totale Krieg!“ In diesem Fall befürchtet er nämlich den Streik auch der übrigen Kursleiter, die sich seiner Meinung nach bisher nur aus Angst um ihren Job eher bedeckt gehalten haben. „Bei den Behörden ist man nicht bereit, mehr zu zahlen, aber ebenso beharren auch die Lehrer auf ihrer Position, nach dem Motto 'gleicher Lohn für gleiche Arbeit'“, erläutert Hobunn.

„Ins Gras beißen“, so Hobunn, müssen derweil zu seinem Bedauern die TeilnehmerInnen der Aufbaukurse. Nachdem sie jetzt schon drei Semester lang geackert und insgesamt 660 Mark investiert haben, können sie ihr Lernziel, das bundesweit anerkannte VHS-Zertifikat, nun nicht mehr erreichen, wodurch sie sich in ihrem beruflichen Werdegang blockiert sehen. Die enttäuschten Betroffenen haben jetzt ein von 16 Teilnehmern unterzeichnetes Schreiben an Senator Francke entsandt, in dem sie ihre Regreßanspüche im Falle der Nichtfortsetzung des Kurses anmelden und die starre Haltung der Bildungsbehörden anklagen. G.T.