Kampf um Heim und Herd

■ Die Gruppe „Offensives Altern“ fordert einen Neubau mit 20 Wohnungen / Junge und alte Frauen wollen gemeinsam wohnen

Ein gemeinsames Wohnprojekt für junge und alte Frauen will die Frauenselbsthilfegruppe „Offensives Altern“ gründen. Die Gruppe stellte dieses Projekt am Mittwoch dem SPD -Arbeitskreis „Frauenorientiertes Wohnen“ vor. „Offensives Altern“ existiert seit sechs Jahren und besteht vorwiegend aus älteren Frauen. Deren Wunschvorstellung wäre ein Neubau mit etwa 20 Wohnungen, fünf davon für Behinderte geeignet. Dazu braucht die Gruppe ein Grundstück. Zwar gibt es ein Angebot in Britz, doch die Frauen wollen lieber in die Innenstadt, wo „das Leben tobt“. Ein Altbau wäre dort einfacher zu finden, aber da ließen sich dann die von ihnen gewünschten Gemeinschaftsräume schwer realisieren.

Aber auch im Neubau ist dies nicht so einfach. Die Förderrichtlinien für den Sozialen Wohnungsbau sehen Gemeinschaftsräume nicht unbedingt vor. Dies sei aber kein Hinderungsgrund, meinte Christa Sljorandij von der Senatsbauverwaltung: „Gucken Sie nicht nur darauf, was schon einmal gefordert worden ist an Projekten, sondern vertreten Sie offensiv das, was Sie wollen“, machte sie den Frauen Mut. Gerade Frauen neigten oft dazu, Kompromisse zu machen, „bevor sie anfangen zu reden“. Bedingte Ermunterung kam auch von den SPD-Frauen: „Solange das nicht mit Personalkosten verbunden ist, ist es nicht so schwierig, den Senat zu überzeugen“, meinte die SPD-Abgeordnete Korthaase.

„Kämpferischer“ müßten die Frauen werden, hieß es auch bei den Besucherinnen des Arbeitskreises: „Gerade bei alten Frauen gibt es soviel verschämte Armut“. Viele ältere Frauen trauten sich nicht, Wohngeld oder Mietausgleich zu beantragen, aus Angst vor dem Papierkrieg mit den Ämtern oder weil sie glauben, ihre Kinder müßten dafür geradestehen, berichteten mehrere Frauen. Das Geld, das ein Projekt wie dieses Frauenhaus koste, werde woanders mehr als eingespart. „Wenn eine Rentnerin in ein Pflegeheim geht, kostet das 5.000 Mark im Monat, aber die Gesellschaft hat dafür die alten Menschen nicht mehr vor Augen“, sagte eine Frau.

esch