Der weißblaue Techno-Riese und die CSU

In der Geschäftsführung wie der Firmenpolitik von MBB bildeten die Christlichsozialen und die Firmenchefs eine innige Beziehung  ■  Aus München Luitgard Koch

„MBB geht pumperlgesund in die Ehe mit Daimler“, verkündete MBB-Chef Hanns Arnt Vogels bereits Anfang dieses Jahres. Jetzt läuten die Hochzeitsglocken für die etwas ungleichen Partner. Die Geschichte des Konzern ist untrennbar verknüpft mit dem weiß-blauen Bundesland und vor allem mit einem Namen: Franz Josef Strauß. Der CSU-Patriarch war für eine Fusion, versuchte sie einst sogar einzufädeln. Denn mit der reinen Lehre der Marktwirtschaft nahm er es nie so genau ohne Staat kein Atomstrom, keine Luftfahrtindustrie und schon gar kein Airbus.

Jahrelang hieß der Aufsichtsratsvorsitzende bei der Münchner Rüstungs- und Luftfahrtschmiede zwar Max Streibl (CSU), der wirklich starke Mann war jedoch das einfache Aufsichtsratsmitglied Strauß. Glücklich verlief seine Wirtschaftspolitik nicht immer. So wollte Strauß Ende 1985 den Autokonzern BMW zum Aktionär bei MBB machen. Doch BMW -Chef Eberhard von Kuehnheim verlangte für die unternehmerische Führung bei MBB die Kapitalmehrheit. Der bayerische Ministerpräsident dachte jedoch nicht im Traum daran, auf das entscheidende Wort bei seinem Hof- und Leibunternehmen zu verzichten. Als sich MBB noch im selben Jahr am Panzerproduzenten Krauss-Maffei („Leo“) beteiligte, herrschte wenig Freude. Da Unternehmen stellte sich als schwer verschuldet heraus. Und seinen letzten Rüffel erhielt der Airbus-Aufsichtsratsvorsitzende Strauß wegen der katastrophalen Bilanz des Euro-Fliegers aus seinem Hause.

Angefangen hatte alles Ende der 50ger Jahre. Mit der Bereitstellung bundeseigenen Geländes lockte die Landesregierung in München den inzwischen 76jährigen Ingenieur Ludwig Bölkow von Stuttgart nach Ottobrunn. „Bölkows Bastelstube“ wurde mit Hilfe von Strauß schnell das neue BRD-Luft- und Raumfahrtzentrum. Zug um Zug erhöht der Freistaat seine Anteile an MBB. „Ich komme mir vor, als wäre ich ein Flugzeughändler“, scherzt Strauß schon bald. Als Verteidigungsminister verpaßte er der Branche deftige Finanzspritzen. 1977 drängt Strauß den alten Mann und MBB -Chef Bölkow aus der Konzernleitung. 1983 holt er sich Hanns Arnt Vogels; von ihm wird schnell gemunkelt, daß er sich mehr in der bayerischen Staatskanzlei als im Unternehmen rumtreibe.

Ob auf politischer Ebene oder konzern-intern: die CSU hat bei personellen Entscheidungen die Hand im Spiel. Sepp Hort, lange stellvertretender MBB-Chef und CSU-Mitglied der ersten Stunde, betrieb die Fusionen und Verschachtelungen des Konzern über Jahrzehnte hinweg. Hort hatte eine Doppelfunktion. Für die CSU war er Horchposten im Innern des staatstragenden Unternehmens, für das Unternehmen sorgte er über seine politischen Kontakte für staatliche Aufträge.

Wie sehr jedoch auch nach dem Tod von Strauß MBB ein weiß -blaues Freistaatunternehmen bleiben soll, demonstrierte Bayerns neuer Ministerpräsident Streibl bereits im April dieses Jahres. Der Oberammergauer demonstrierte dem Bonner Wirtschaftsminister ein etwas vollmundiges Selbstbewußtsein: Der Freistaat werde den Zusammenschluß scheitern lassen, wenn Haussmann seine Erlaubnis mit irgendwelchen Auflagen garnieren sollte.