Wien: Nato-Vorschlag verzögert sich

Griechenlands Angst vor der Türkei verhindert zunächst Einbringung eines neuen Nato-Vorschlages beim Auftakt der dritten Wiener Verhandlungsrunde / Bewegung in Moskau in der Flugzeugfrage  ■  Aus Wien Andreas Zumach

Kurzfristig vorgebrachte Bedenken der Delegation Griechenlands verhinderten gestern, daß die Nato zum Auftakt der dritten Wiener Verhandlungsrunde über konventionelle Stabilität in Europa einen neuen Vorschlag einbringen konnte. Aus Sorge vor den militärischen Fähigkeiten der Türkei zu Land und zu Wasser verlangt Athen eine niedrigere Obergrenze für die Zahl der bei Truppenbewegungen eingesetzten Transporter sowie der pro Manöver erlaubten Soldaten.

Der Nato-Vorschlag, der der taz vorliegt, sieht 40.000 Soldaten als Obergrenze vor. Mitglieder westlicher Delegationen äußerten die Hoffnung, daß das Papier nach „Überwindung der griechischen Bedenken“ nächste Woche in die Verhandlungen mit den sieben Warschauer Vertragsstaaten eingebracht werden kann. Nach dem Vorschlag sollen künftig sowohl die Mobilisierung von Reservisten wie größere Truppenbewegungen angekündigt werden. Der Westen ist jetzt bereit zur Vereinbarung und künftigen Überwachung von Höchstgrenzen für in Depots gelagerte angriffstaugliche Waffen und Geräte sowie zur vorherigen Ankündigung von Depotentnahmen.

Diese von den Nato-Staaten so bezeichneten „Stabilisierungsmaßnahmen“ sollen die Einigung über künftige Waffen- und Truppenreduzierungen im Gebiet zwischen Atlantik und Ural erleichtern. US-Botschafter Ledogar bekräftigte die Auffassung der Nato-Staaten, daß „nach einer Vereinbarung mit der WVO über Höchstgrenzen“ für die Zahl von Flugzeugen und Hubschraubern „die Umsetzung der Reduzierung ... allein Sache der jeweiligen Militärallianz“ sei.

In Wien wird damit gerechnet, daß dies für die UdSSR nicht akzeptabel ist. Zwar sei die Nato zu Verhandlungen über die nuklearfähigen Flugzeuge bereit, nicht jedoch zu Reduzierungen bei Flugzeugen, die tatsächlich nukleare Waffen tragen und für nukleare Aufgaben bestimmt sind.

Gleichzeitig gab es sowohl bei dem sowjetischen Botschafter Grinevski wie in westlichen Delegationen Hinweise darauf, daß die UdSSR künftig bereit sein könnte, nicht nur wie bisher zu Angriffszwecken ausgerüstete Kampf- sondern auch einen Teil ihrer Jagd-, Aufklärungs- und Luftabwehrflugzeuge in die Verhandlungen einzubringen.