Lkw-Sport: Radfahrer umfahren

■ Am vergangenen Samstag stellten fast 500 Brummi-Fahrer und zwei Fahrerinnen ihre Geschicklichkeit beim Lkw-Fahren unter Beweis / Mit 18 Tonnen auf zwei Hütchen

Jetzt muß aber endlich aufgeräumt werden mit dem Vorurteil vom radfahrerbedrohenden Ungetüm, vom in-Häuserwände -rasenden Monstrum; mit possierlicher Eleganz nämlich kann er auch die raffiniertest plazierten Markierungen fehlerlos umfahren: der Lastkraftwagen (Lkw).

Was der Öffentlichkeit bisher verborgen blieb, aber einmal gesagt werden muß: die meisten der Unfälle zwischen Lkw und Pkw verschuldet der Pkw - das jedenfalls meinen die Veranstalter der Deutschen Meisterschaft der Lkw- und Omnibusfahrer, die am vergangenen Wochenende in Marienfelde auf dem Gelände von Mercedes Benz stattfand.

Sattelzug (Lkw ohne Anhänger), Gliederzug (Lkw mit Anhänger), Solo-Lkw (ohne Anhänger) und Leicht-Lkw (bis 7,5t), nicht zuletzt auch der Omnibus traten an, ihre Wendigkeit und Geschicklichkeit unter Beweis zu stellen. (Ob es sich bei einem „Solo-Lkw“ um ein Fahrzeug ohne Anhänger oder um einen Achttonner oder beides handelt, kann dem/r geneigten LeserIn an dieser Stelle nicht expliziert werden, da diese Frage zu einer heftigen Debatte zwischen den Verantwortlichen führte; die Beantwortung wird daher bis zur nächsten Meisterschaft verschoben.)

Insgesamt versuchten sich fast 500 Männer und zwei Frauen in der Bewältigung des Geschicklichkeits-Parcours. Sie hatten sich vorher in Ausscheidungskämpfen qualifizieren können. Eine extra Frauenwertung gab es allerdings nicht, wie einer der Organisatoren kleinlaut eingestand.

Die wohl schwierigste Aufgabe bestand darin, eine mit kleinen Hütchen abgesteckte Gasse - kaum einen halben Meter breit und leicht gekrümmt - mit einem Vorderreifen zu durchfahren. Die Menge hält den Atem an, fürchtet sie doch, Brummi könnte sich alle Räder brechen bei dieser Übung, die höchste Präzision erfordert; doch bis auf zwei Hütchen, denen vorübergehend das Gewicht von zirka 18 Tonnen aufgelastet war, war dem Gliederzug nichts vorzuwerfen.

Unübersehbar war der praxisnahe Bezug der Aufgaben, „wie im täglichen Leben“ sollten die Anforderungen sein: rückwärts in eine enge Gasse einparken, Höhen und Entfernungen zentimetergenau abschätzen und eine Radfahreratrappe umfahren (die Betonung des letzten Wortes bleibt der LeserInnenwillkür überlassen).

Auf Schnelligkeit kam es dabei nicht an, auch hier wie im richtigen Leben. Wenn auch der schnellste Lkw Deutschlands über 480 Pferdestärken verfügt, nutzt er diese keineswegs zum Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwingkeit, versichert der Vertreter eines bekannten deutschen Nutzfahrzeugproduzenten: „Es ist einfach eine Frage der Ökonomie, bei höherer PS-Zahl ist der Verbrauch niedriger, weil die Drehzahl niedriger ist.“ Das leuchtet ein.

Auch praktisch konnten die Lkw-Fans sich auf der Veranstaltung betätigen: mit ferngesteuerten Mini-Lkws, die einen ähnlichen Parcour im Kleinformat zu durchlaufen hatten. Und wozu das alles? „Diese Veranstaltung dient der Partnerschaft zwischen Lkw und Pkw.“ Meinen die Veranstalter.

danni