UNGLAUBLICHES LOCH

■ „Klecks„-Kinder- und Jugendtheater in finanziellen Nöten

Dem „Klecks„-Theater droht die Schließung Ende des Jahres, wenn ihm nicht aus der finanziellen Zwickmühle geholfen wird. Die Entscheidung der Senatsverwaltung für Frauen, Jugend und Familie, vorerst keine Gutscheinabrechnungen der Berliner Kindertheater mehr anzunehmen, da die Haushaltsmittel in Höhe von 160.000 Mark bereits ausgeschöpft seien, wurde zwar am Wochenende nochmal um einen 60.000-Mark-Aufschlag revidiert. Das „Klecks„-Theater hat bereits einen Großteil der Gutschein-Subventionen abgezogen, ist aber im Vergleich zu andern Kinder- und Jugendtheatern besonders von dieser Förderung abhängig: 80 Prozent seiner Besucher sind Kita-Gruppen, die mit einem vom Senat subventionierten Gruppengutschein eine Ermäßigung in Höhe von 3 Mark erhalten. Seitdem die Kontingentierung der Gutscheine für einzelne Theater abgeschafft worden ist, ist die Zahl der „Klecks„-Besucher sogar noch gestiegen, was dem Theater jedoch finanziell nicht zugute kommt. Denn die Neuköllner Bauaufsicht droht mit einer Strafe von 50.000 Mark, wenn die Besucherzahl von 99 überschritten wird. Ein beantragter Umbau des Theaters wurde, noch vom CDU-Senat unterstützt und vom rot-grünen Senat ablehnend beschieden, im März vom Lottobeirat abgelehnt.

Bei der Ursachenforschung auf der gestrigen Pressekonferenz verteidigte Frau Eisfelder von der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten ihre Entscheidung „unter den Voraussetzungen, die dem Antrag zugrundelagen“. Formale Mängel, insbesondere Unklarheiten über den Mietvertrag und die Folgekosten des Umbaus hätten zur vorläufigen Ablehnung beigetragen. Von der Entscheidung des Lottobeirats zum damaligen Zeitpunkt sei sie selbst „überrascht“ gewesen. Eine modifizierte Antragstellung sei zwar möglich, der Lottobeirat korrigiere jedoch selten seine Entscheidungen. Auf die Frage, ob sie selbst diesen modifizierten Antrag unterstützen würde, wollte sie nichts versprechen. „Der Beirat entscheidet autonom.“

Das „Klecks„-Theater, das sich darüber hinaus für Umbauberechnungen mit 40.000 Mark verschuldet hat, ist damit in eine aussichtslose Lage geraten. Die Eigenleistung der Kinder (ohne Ermäßigung 6 Mark) kann nicht unbegrenzt erhöht werden. Der Zuschlag des „Theaters der Schulen“ „bestraft“ bereits jetzt die Schüler, da der für eine Ermäßigung geforderte Eigenbeitrag über dem „Klecks„-Eintrittspreis liegt. Zugleich kann ohne Umbau die Platzausnutzung nicht erhöht werden. Um bei der bisherigen Ausnutzung die Defizite aufzufangen, würde „Klecks“ mindestens 350.000 Mark projektgebundene Spielstättenförderung benötigen, 150.000 Mark mehr als bisher. Eine Zehn-Jahres-Wunsch-Kalkulation des Theaters geht für „experimentelles Arbeiten“ sogar von jährlichen 1,3 Millionen Mark aus.

Während der Kultursenat über „Mangelverwaltung“ und Kulturabsorption durch Asbest- und andere Probleme jammert, beklagt Knut Teuschert von „Klecks“ ein „unglaubliches Loch“ angesichts der Wahlversprechen. Schlimmer erscheint die bürokratische Ignoranz dreier beteiligter Verwaltungen angesichts des Wirrwarrs von Ermäßigungssystemen und des Mißverhältnisses von Kinder- und „Erwachsenen„-Kultur. Wenn in Bezirk und Senat keine Lösung gefunden werden sollte, würde ein Kindertheater für erfolgreiche Arbeit geradezu bestraft.

DoRoh