Beziehungskiste

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(Singles, 10. September, 22.05 Uhr, ZDF) Wer weiß, wie sich unsere Filmemacher schwer tun mit dem Genre der Komödie und des Lustspiels, der konnte beim kleinen Fernsehspiel wohlig überrascht werden. Was hier der Frankfurter Ecki Ziedrich mit seinem Erstlingswerk darbot war nicht nur witzig, locker und originell inszeniert, sondern brachte auch noch - teils etwas verquer zwar - die spezifische Athmosphäre derjenigen Szene zum Ausdruck, die mit und durch die „Beziehungskisten“ lebt und liebt. Um eine solche ging es nämlich in einem Film, der zu unrecht den Titel Singles trug. Zwar griff der Regisseur das eine oder andere Mal zu tief in die Trickkiste der Überzeichnung - muß etwa ein Psychologe immer so deppert daherreden und so verschroben sein -, dafür aber hat er einige Szenen komponiert, die wohl über den Fernsehabend hinaus im Gedächtnis bleiben. So etwa, wenn er den Eingang des Kellerlokales Orpheo in einer ewiglangen Einstellung im Bild hält, und in der Art und Weise, wie die nächtlichen Besucher das Lokal betreten als auch verlassen, inclusive Gesprächsfetzen, personellen Konstellationen, Gestik und Körperhaltung die Dramatik eines Kneipenabends auf den Punkt bringt. Nur leicht wird die Kamera immer wieder verzogen, um so die Zeit zu demonstrieren, die zwischen den Besuchern abläuft. Oder wenn die Betroffenen des Beziehungsnetzwerkes immer wieder exlusiv in einer Totalen zu Wort kommen, das Geschehen der Spielhandlung zu kommentieren. Wenn dann der Ton ausfällt und der Interviewte mit dem Kabel des Mikros ringt, oder wenn er sich vertraulich ans Publikum wendet, dann denken wir zwar sofort an Woddy Allen's Purple rose of Kairo, gefallen hat es trotzdem.

Nun genug des Lobes, soll es dem Debütanten doch nicht so ergehen, wie manch anderem, der durch ein Erstlingswerk reüssierte, danach aber dem Erwartungsdruck erlag, den man an sein zweites Werk richtete.

Wer jetzt noch nach der Handlung fragt und dem tieferen Sinn, dem muß ich sagen „nothing“. Eine Beziehungskiste halt. Dafür eine von der unterhaltsameren Art. Nichts mehr und nichts weniger.

P.S.: Vielen Dank für die taz-lesende junge Dame am Frühstückstisch, und das siebenmal. Mein Gott, was hätte das gekostet, wenn das eine PR-Agentur eingefädelt hätte. Product-placement nennt man das wohl.

Ks