Aktion sauberer Vorgarten

■ BI in Buckow macht gegen Übersiedlerunterbringung mobil / Fertigbauten für 400 im Januar bezugsbereit / Wohlmeinende heißen Übersiedler schon jetzt willkommen

Siebziger-Mehrfamilienklötze, Eigenheime von nordisch bis Bayerisch Zell, dazwischen zu Minivillen getunte Lauben, am Horizont die Türme der Gropiusstadt. Buckow, Am Eichenquast/Ecke Landreiterweg. Alles heil und abgezäunt, Brachland nur neben dem großen Euromarkt. Vor dem Maschendraht sitzt wachend ein Mann im Stuhl. Das Schutzobjekt von Rainer Edelmann, der nicht nur so heißt, sondern auch so ist: ein Transparent: „Willkommen“. Begrüßt werden sollen rund 400 Aus- und Übersiedler, die hier nach dem Willen des Landesamtes für Soziale Aufgaben (LaSoz) und des Bezirks Neukölln bald wohnen sollen. In Schnellfertigbauten, zum Übergang.

Das Transparent, das Edelmann während zweier extra genommener Urlaubstage hüten will, wurde schon mehrmals von Nachbarn abgerissen. Die meinen es weniger gut mit den Brüdern und Schwestern, fürchten „eine erhebliche Lärmbelästigung“ und daß „der Wohnwert und der Wert des Eigentums jedes einzelnen (...) sehr beeinträchtigt werden“. Seit Mai machen sie gegen die Übersiedler-Unterkunft mobil und haben sich zu einer BI zusammengeschlossen. 280 Unterschriften wollen sie angeblich gesammelt haben, außerdem beabsichtigen sie gerichtliche Schritte gegen das laufende Baugenehmigungsverfahren. Sie glauben dem Bezirksamt und der errichtenden „Stadt und Land„ -Baugesellschaft nicht, daß die Behelfsunterkünfte nur für drei bis fünf Jahre stehen und dann Sozialem Wohnungsbau weichen sollen.

Am Montag hat die Rodung begonnen, deshalb gerät der Zwist zwischen der Handvoll Wohlmeinern und den Besitzstandswahrern jetzt in die heiße Phase. Während Edelmann noch seine Motive erläutert und von anonymen Briefen erzählt („Nehmen Sie doch einige der Ihnen so lieben Ausländer bei sich auf“, „Drecksau“) kommt schon einer von den andern aus seinem Vorgarten herüber: „Kein KZ für Asylanten!“ gröhlt er, und: „Ich war in russischer Gefangenschaft, Lagerkoller und wat dann los is‘...“ Ein etwas jüngerer „Mitbetroffener“: „Denn kann ick mein‘ Spaten nich‘ mehr im Garten steh'n lassen, wa.“

Seit sie wissen, daß sie nur mit Deutschen im Grundgesetz -Sinne rechnen müssen, haben sich die Gegner von der absoluten Ablehnung auf eine Kritik der Bebauungsart verlegt: „Ungarn hat die Lage verändert, aber KZ-Charakter wollen wir trotzdem nicht“, meint eine Frau im rosa Dirndl, die dazugekommen ist. „Gegen einen wunderschönen Wohnkomplex haben wir nichts.“ Eigentlich ist den BI-Leuten wohl auch egal, wogegen sie etwas haben. Aber so lassen sich ihre heilen Zäune gut verteidigen. Meint eine der Unterkunft -BefürworterInnen: „Die waren auch schon gegen den Euromarkt, und jetzt sind sie die besten Kunden.“

kotte