Runter von der Rampe - fordern die Rollis

■ Kritik des Spontanzusammenschlusses „Mobilität für Behinderte“ an den Busneukäufen der BVG

„Der Eiertanz um die behindertengerechten Busse dauert jetzt schon anderthalb Jahre, und die BVG bastelt immer noch an der völlig unbrauchbaren Rampenlösung herum!“ Sichtlich empört äußerte sich Martin Marquard vom Spontanzusammenschluß „Mobilität für Behinderte“ gestern morgen auf einer Pressekonferenz im Rathaus Schöneberg zum Busneukauf der BVG. Demnach werden 1990 nur 20 von 38 neuen Eindeckerbussen mit behindertengerechten Hubmaticliften angeschafft. Bei dieser Technik senkt sich eine Plattform auf Höhe des Gehweges ab, der Rollstuhlfahrer fährt drauf und wird per Lift in den Bus gehievt. „20 Busse mit Hubmaticlift sind nicht der Durchbruch für eine behindertengerechte BVG“, erklärte Marquard. Unverständlich sei auch, weshalb die Verkehrsbetriebe so vehement an einer Rampenlösung festhielten. Diese Art der Einstiegshilfe für Gehbehinderte - eine ausfahrbare Rampe wird dabei an die Bordsteinkante der Haltestelle angelegt - habe sich in mehreren Tests als völlig unbrauchbar erwiesen. „Die Rampen sind zu steil und deshalb für alle NutzerInnen gefährlich.“ Trotzdem habe sich die BVG schon im März 1989 dafür entschieden, neue Eindeckerbusse mit Rampe zu bestellen. „Natürlich sind Hubmaticlifte teurer als Rampen, aber die BVG sagt ja selbst, daß nicht das Geld, sondern die richtige Lösung die Rolle spielt.“ Außerdem müßten sämtliche Haltestellen erhöht werden, um die Rampenlösung effektiv umzusetzen. „Weil aber die neuen Niederflurbusse tiefer liegen als bisher, werden die Haltestellen sogar noch flacher gebaut als früher“, umriß Michael Eggert, ebenfalls Sprecher von „Mobilität für Behinderte“, die BVG-Politik. Seine Vermutung: „Die neuen Busse sind deshalb nicht alle mit Hubliften ausgerüstet, weil Mercedes noch keinen Prototyp dafür hat.“ Zehn Busse soll der Großkonzern für die BVG liefern. Die 20 behindertengerechten Fahrzeuge dagegen werden von MAN hergestellt. Drei weitere Plastikbusse mit Rampe liefert die Firma Neoplan. Entgegen den Behauptungen der BVG, so Eggert, baue letztere Firma allerdings schon seit 1987 auch Busse mit Hubplattformen. „Daß jetzt wiederum Busse mit Rampe gekauft werden, belegt eindeutig, daß die BVG uns nicht ernst nimmt“, erklärte Marquard.

Solange keine Umrüstung der rund 4.200 Haltestellen stattfindet, fordern die Behinderten des Spontanzusammenschlusses den ausschließlichen Neukauf von Bussen mit Hubplattform. Sollte die BVG an der Rampenlösung festhalten, so die Initiative, werde das zu Millionenschaden führen. „Die unbrauchbaren Rampen verrosten, und uns bleibt dann nur noch der teure Telebus“, so Öchsner.

cb