MBB: bedrückt und zerstückelt

■ 1.000 Arbeitsplätze bedroht / Wedemeier will erst nach „Bremer Lösung“ fusionieren

Sie produzieren zwar Kriegsgerät, aber wenn es um ihre Interessen als ArbeitnemerInnen geht, sind die Beschäftigten des Unternehmens MBB/Erno wenig kämpferisch. „Bedrückt, resigniert“ war gestern die Stimmung auf der Betriebsversammlung: Vor vier Arbeitstagen hatten 1.000 der insgesamt 6.000 Bremer MBB-MitarbeiterInnen erfahren müssen, daß ihr Unternehmensbereich, die Marinetechnik, ausgegliedert und verkauft werden soll. Dies hatte das Bundeswirtschaftsministerium den Fusionären Daimler und MBB überraschend zur Auflage gemacht.

Bürgermeister Wedemeier, bezeichnete im Anschluß an die Betriebsversammlung diese Bonner Auflagen als „unsinnig“ und als „Gesichtswahrung“: „Die werden nur gemacht, um einer kritischen Öffentlichkeit eine Valium 30 zu verpassen.“ Der Fusion selbst stimme er grundsätzlich jedoch zu, da das Unternehmen MBB dringend eine Kapitalerhöhung brauche. Das Land Bremen ist zur Zeit mit 10 Prozent an MBB beteiligt, hat allein jedoch keine Sperrminorität. Mit dem Hamburger Bürgermeister und MBB-Gesellschafter Voscherau habe er sich, so Wedemeier weiter, darauf verständigt, die Unterschrift unter die Rahmenvereinbarung zur Fusion in den nächsten zwei bis drei Wochen zu verweigern.

Eine Konferenz der norddeutschen Ministerpräsidenten solle sich zudem dagegen wehren, daß die Auflagen vor allem Arbeitsplätze in Norddeutschland beträfen. Auch werde er mit Herren vom Daimler-Benz Vorstand konferieren: „Ich habe die Erwartung geäußert, daß es eine Bremer Lösung gibt.“ Wedemeier gab sich optimistisch, was potentielle Aufkäufer der Marine- und Drohnen Aktivitäten von MBB-Bremen angehen: „Interessenten sollen sich genug beim Bundeswirtschaftsminister gemeldet haben. Ich habe da einige Ideen.“

Die Betriebsräte dagegen zeigten sich „enttäuscht und frustriert“, daß ihre Geschäftsleitung und der Bürgermeister ihnen kein schlüssiges, neues Konzept über die Zukunft der Marinetechnik vorstellen konnten. Der IG-Metaller Zimmermann: „Wir als IG-Metaller waren von Anfang an gegen die Fusion. Den Unternehmensbereich Marinetechnik haben wir schon länger für mittelfristig gefährdet gehalten.“ In dem betroffenen Bereich mit seinen knapp 1.000 Arbeitsplätzen werden Marineboote und unbemannte, tieffliegende Flugkörper, „Drohnen“ hergestellt. Diese „Drohnen“ können zu unbewaffneten Aufklärungsflügen eingesetzt, aber auch als „Kampfdrohnen“ benutzt werden. Marineboote und Drohnen befinden sich in der Produktpalette von MBB als auch in der des Daimler-Imperiums (bei Dornier und AEG). Wegen dieser Überschneidung hatten die Betriebsräte jedoch nur mittelfristig mit Arbeitsplatzverlusten beim Fusionieren gerechnet.

Betriebsräte und Manager erwarten nun, daß der betroffene Unternehmensbereich nun entweder gesamt-oder aber stückweise verkauft werde. Alle Beteiligten plädierten für eine „schnelle Lösung“. Denn über die Hälfte der betroffenen 1.000 Beschäftigten sind IngenierInnen, die sich rasch individuell und bundesweit auf Arbeitsplatzsuche begeben dürften.

Die schärfsten Worte gegen das „industriell-militärische Monopol“ fand die SPD-Landesvorsitzende Ilse Janz. Gemeinsam mit dem SPD-Arbeitnehmervertreter Wencke rief sie gestern im Nachhinein zum „Widerstand“ gegen die Bonner „Elefantenhochzeit“ auf.

B.D.