Berichtigung: "Liebe Deutsche Presse-Agentur"

■ Betr.: Feature über Clara Schumann

Liebe Deutsche Presse-Agentur, Sie können sich gar nicht vorstellen, wie groß unsere Freude war, als wir zum gestrigen 170. Geburtstag von Clara Schumann ein ellenlanges, zweiteiliges Feature über die Komponistin, Pianistin und Gattin von Robert unter unseren Tickern fanden. Solch frauenbewegte Tat hätten wir Ihnen gar nicht zugetraut, Ihrer Mitarbeiterin Brigitta Huhnke sei's gedankt. Aber leider mußten wir erschrocken feststellen, daß in nur zwei der 120 Zeilen von Clara Schumanns Kompositionen die Rede ist. Und dann auch noch so: Frederic Chopin sei auf ihr „erstes größeres komponiertes Klavierkonzert aufmerksam“ geworden. Auf den restlichen 118 Zeilen schreibt Frau Huhnke von Claras Leiden unter der Eifersucht ihres Vaters und unter der Tyrannei ihres Gatten, der sie neunmal schwängerte und kaum noch komponieren ließ. Nichts für ungut, aber diese Geschichten kennen wir. Am Ende teilen Sie uns mit, Clara S. sei auf einer Briefmarke verewigt, und es gebe zwei Bücher. Eins von Eva Rieger (erschienen im Frauen-Musik-Verlag Furore, nicht bei Forore, wie Sie schreiben), eins von Inge Stephan. Wir möchten Sie höflich darauf hinweisen, daß die 1987 erstellte Dokumentation einer bekannten Berliner Stadtbibliothek auf 40 Seiten rund 120 Veröffentlichungen über Clara Schumann verzeichnet, daß bekannte Musikwissenschaftler schon 1905 ihre Lieder, Klavierstücke, Klavierkonzerte und Variationen analysierten, daß Elfriede Jelinek ein Theaterstück über „Clara S.“ geschrieben hat, daß von Eva Weissweiler der höchst aufschlußreiche Briefwechsel zwischen den Schumanns herausgegeben wird (Stroemfeld/Roter Stern), daß es außer der Briefmarke auch 12 Schallplatten mit Werken von Frau Schumann gibt. Wir empfehlen Ihnen die Variationen über ein Thema von Robert Schumann fis-moll op. 20. Es gibt sogar Leute, die behaupten, Brahms‘ Variationen zum selben Thema seien längst nicht so gut. Mit freundlichen Grüße

Ihre taz-Kulturredaktion