Kein 6er für Springer

■ Keine Chance für „Die 2. Chance“: Die Kooperation zwischen der 'Bild'-Zeitung und dem deutschen Lottoblock ist gescheitert

Mit 60 Pfennig sollten Deutschlands elf Millionen 'Bild' -Konsumenten dabeisein. Beim neuen Gewinnspiel („Die 2. Chance“), mit dem die Blut-und-Boulevard-Journalisten die sinkende Auflage ihres Blattes halten wollten. Doch die Idee, zusammen mit den öffentlich-rechtlichen Lottogesellschaften veraltete 6-aus-49-Spielscheine der Vorwoche quasi zu recyclen, scheiterte gestern am Negativ -Votum des Deutschen Lottoblocks. Dessen Rechtsausschuß meldete Bedenken gegen die Kooperation zwischen staatlichem Glücksspiel und privatwirtschaftlichem Verlag an.

Das Prinzip war einfach: Die 'Bild'-Zeitung sollte, möglichst täglich, unter notarieller Aufsicht eigene Zahlen auslosen, die Lottogesellschaften sollten dafür die in ihren Computern gespeicherten Tipp-Daten der Vorwoche zur Verfügung stellen. Als die neue 'Bild'-Spielerei Anfang des Monats ruchbar wurde, schlugen die kleineren Boulevard -Konkurrenten 'Hamburger Morgenpost‘, 'Abendzeitung‘ (München) und 'Express‘ (Köln) sofort heftigen Alarm. Sie fürchteten, gegen die geballte Gewinnausschüttungskraft von Springer bald chancenlos zu sein. Die Chefredaktionen der kleineren Yellow-Press-Verlage begannen bei den fürs Lotto zuständigen Landesregierungen gegen „Die 2. Chance“ vorzufühlen, anscheinend mit Erfolg.

Schon gegen das „Super-Bingo“ der 'Bild'-Zeitung, das die Auflage seit März '87 um 350.000 Exemplare steigerte, hatten sich die Konkurrenten gerichtlich durchgesetzt: 'Bild‘ erzeuge „psychologischen Kaufzwang“, befanden Hamburger Richter. Ködern per Bingo sei „sittenwidriges wettbewerbliches Verhalten“. Das Verbot ist allerdings noch nicht endgültig rechtskräftig.

Im europäischen Ausland, etwa in Großbritannien oder Italien, ist solcher Streit kein Thema mehr. Dort sind die Boulevard-Blätter längst zu bebilderten Lotterielosen geworden.

kotte