MBB Bremen: „bedrückt und zerstückelt“

Bürgermeister Wedemeier will die Rahmenvereinbarung MBB/Daimler nur unterschreiben, wenn es eine „Bremer Lösung“ gibt / Ansonsten für Fusion  ■  Aus Bremen Barbara Debus

Sie produzieren zwar Kriegsgerät, aber wenn es um ihre Interessen als ArbeitnehmerInnen geht, sind die Beschäftigten des Unternehmens MBB wenig kämpferisch. „Bedrückt und resigniert“, so faßte es einer der Betriebsräte zusammen, war am Mittwoch die Stimmung auf der Betriebsversammlung im Bremer Werk: Tausend der insgesamt sechstausend Bremer MBB-Beschäftigten sind davon betroffen, daß ihr Unternehmensbereich Marinetechnik aus dem Werksverbund ausgegliedert und verkauft werden soll. Dies hatte Bundeswirtschaftsminister Haussmann den Fusionären Daimler und MBB zur Auflage gemacht.

„Auflagen unsinnig“

Bürgermeister und MBB-Aufsichtsrat Klaus Wedemeier bezeichnete diese Auflagen als „unsinnig“: „Die werden nur gemacht, um einer kritischen Öffentlichkeit eine Valium 30 zu verpassen.“ Der Fusion selbst stimme er grundsätzlich jedoch zu, da das Unternehmen dringend eine Kapitalerhöhung brauche.

Mit dem Hamburger Bürgermeister Voscherau habe er sich, so Wedemeier weiter, bereits am vergangenen Samstag darauf verständigt, die Unterschrift unter die Rahmenvereinbarung zur Fusion in den nächsten Wochen noch zu verweigern: „Ich habe die Erwartung geäußert, daß es eine Bremer Lösung gibt.“ In einer Sondersitzung der norddeutschen Ministerpräsidenten will er zu einer „gemeinsamen Marschrichtung mit den anderen Fusionsbetroffenen kommen.

Wedemeier gab sich optimistisch, was potentielle Aufkäufer der Marine-und Drohnen-Aktivitäten von MBB Bremen angehe: „Ich hab‘ da einige Ideen. Interessenten sollen sich genug gemeldet haben.“ Nicht äußern wollte er sich zu Spekulationen, wonach die Großwerft Bremer Vulkan dazu gehöre. Beim Vulkan besitzt das Land Bremen einen Sperrbesitz von mindestens 25 Prozent; an MBB hat es einen Anteil von zehn Prozent.

Anders als ihr Bürgermeister zeigten sich dagegen die Betriebsräte „enttäuscht und frustriert“, daß die Geschäftsleitung kein schlüssiges Konzept über die Zukunft des betroffenen Unternehmensbereichs vorstellen konnte. In Bremen werden in Zusammenarbeit mit Werften Minensuch- und -jagdboote und andere Marineschiffe hergestellt und ausgerüstet; MBB ist Generalunternehmer für die lukrativen, mit Elektronik vollgestopften Wasserfahrzeuge. Hinzu kommt in Bremen die Produktion von Torpedos und Drohnen, unbemannten tieffliegenden Flugkörpern.

Sowohl Marineboote als auch Drohnen befinden sich auch in der Produktpalette des Daimler-Imperiums, bei Dornier und der AEG. Wegen dieser Überschneidung hatten die Betriebsräte ohnehin mit mittelfristigen Arbeitsplatzverlusten gerechnet. Sie befürchten jetzt das stückweise Verkaufen der lukrativeren Werksteile „im Sonderangebot“.

Alle Beteiligten plädierten für eine schnelle Lösung. Denn über die Hälfte der betroffenen 1.000 Beschäftigten sind IngenieurInnen, die sich rasch individuell auf die Suche nach neuen Arbeitsplätzen begeben dürften.