Q U E R S P A L T E Opel Corsa gegen Trabant

■ Große Umtauschaktion zur Lösung des neuen Zweitakter-Problems

Nach dem Roten Kreuz, Bundesgrenzschutz und Malteser Hilfsdienst ist nun der TÜV dran. Denn die Massenflucht von DDR-Bürgern in die BRD ist auch ein Verkehrs- und Umweltproblem. Scharfsinnig erkannte dies Bundesverkehrsminister Zimmermann und kündigte unbefristete Ausnahmegenehmigungen für Trabants und Wartburgs aus VEB -Produktion an, obwohl deren Zweitaktmotoren röhren und stinken wie fahrende Ölöfen: „Aus Gründen der Menschlichkeit“ will man in Bonn Trabbis selbst nach einem Verkauf der „Stinkmöhren“ an „Landsleute“ (West) weiterknattern lassen. Und die Grünen, für konsequentes Vorgehen bekannt, möchten den „Landsleuten“ (Ost) ihre hart erworbenen Duroplast-Bomber dagegen für eine 8.000 Mark teure Jahresnetzkarte der Bundesbahn abkaufen.

Denn alle wissen: Dies ist die Stunde Null für die DDR -Flüchtlinge. Ökonomisch, politisch, ökologisch und moralisch kommt im vierzigsten Jahr des Bestehens der BRD und der DDR nur eine großangelegte Umtauschaktion in Frage. Erhielten 1948 alle Deutschen für ihren zerbombten Hausrat 40 Deutsche Mark, so sollte heute jedem Besitzer eines Trabbi oder Wartburg ein nagelneuer Opel Corsa (wahlweise VW Golf oder Ford Fiesta) mit 3-Wege-Kat vor die Massenunterkunft gestellt werden. Kostenlos.

So wäre der Zusammenhalt der Auto-Nation gestärkt, der Umwelt gedient, das deutsche Ansehen im Ausland - man stelle sich Trabbis an der Cote d'Azur vor - gesichert und die Ersatzteilfrage geklärt. Auf diese Weise könnten die Sachsen und die Thüringer noch ein paar Jahre den westlichen Autorausch erleben, bevor alle Bundesbürger im Zuge der unumgänglichen Verkehrsberuhigung von der grünen Jahresnetzkarte ereilt werden. Für die bundesdeutsche Automobilfirmen wäre das die Rückkehr zu PR-Wurzeln: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.

Reinhard Mohr