Mord an iranischem Exilpolitiker

■ Bahman Djawadi wurde auf Zypern auf offener Straße erschossen / Die Spuren führen zum iranischen Geheimdienst / Heute wird das ZK-Mitglied der iranischen KP in Stockholm beerdigt

Athen/Stockholm (taz) - „Selbstverständlich war das ein gut vorbereiteter Anschlag des iranischen Geheimdienstes.“ Für Hadi Rahimi, Sprecher des iranischen Flüchtlingsrates in Schweden, gibt es keinen Zweifel über die Urheberschaft an dem Mord an seinem Landsmann Bahman Djawadi, der heute in Stockholm beigesetzt wird.

Bahman Djawadi, ZK-Mitglied der iranischen Kommunistischen Partei, der im schwedischen Exil lebte, war vor drei Wochen im Zentrum der zypriotischen Stadt Larnaka auf offener Straße erschossen worden. Konkrete Ermittlungsergebnisse der schwedischen und griechischen Polizei sowie von Interpol liegen noch nicht vor. Alle bisher bekanntgewordenen Fakten deuten jedoch auf einen politisch motivierten Anschlag hin. Welche Rolle der iranische Geheimdienst spielte, ist die offene Frage.

Djawadi war aus Schweden nach Zypern gereist, um dort seine Mutter und andere Familienangehörige zu treffen, die überraschend eine Ausreisegenehmigung aus dem Iran erhalten hatten. Es wird vermutet, daß iranische Agenten den Reisenden folgten. Am 26. August wurden vor dem Hoteleingang in Larnaka fünf Schüsse auf Djawadi und einen seiner Begleiter abgegeben. Djawadi starb am nächsten Morgen, sein Begleiter wurde schwer verletzt, ist aber nicht mehr in Lebensgefahr.

Nach Angaben der griechischen Presse vermutete die zypriotische Polizei bereits am Mordtag, daß es sich um einen Konflikt zwischen regimetreuen und oppositionellen Iranern handelte. Die zypriotische Zeitung 'Fileleutheros‘ meldete, es gelte als sicher, daß die Mörder zur gleichen Gruppe gehörten, die in Wien am 13. Juli den Generalsekretär der Demokratischen Partei Kurdistans, Rahman Ghassemlou, ermordeten. Auf der Insel Zypern, wo Hunderte von iranischen Flüchtlingen leben, löste der Mord große Unruhe aus.

Der 33jährige Bahman Djawadi, der seit 1985 in Schweden im Exil lebte und dort seit 1986 eine permanente Aufenthaltserlaubnis hatte, gehörte zu den 16 Mitgliedern eines internationalen Komitees der iranischen Flüchtlingsräte in Europa. Djawadi, unter dem Schah-Regime im Iran inhaftiert, arbeitete nach 1979 ein Jahr lang politisch im Iran, bevor er in den Untergrund ging. Er gehörte zu den Mitbegründern der iranischen Kommunistischen Partei, die 1983 in Kurdistan aus der Taufe gehoben wurde (Komala).

Die iranische KP und ihr kurdischer Ableger Komala sind Opfer einer Serie von Anschlägen. Nur acht Tage nach dem Mord in Larnaka wurde ein weiteres ZK-Mitglied, Sedic Kamdar, an einem nicht bekanntgewordenen Ort in Kurdistan ermordet.

Kamdar, ein in Frankreich lebender Exil-Iraner, war nach Angaben seiner Partei in politischer Mission nach Kurdistan gereist. „Wir müssen aggressiver werden“, so Hadi Rahimi, „die Aktivitäten der iranischen Regierung im Ausland müssen aufhören.“

Pettersson/Stadler