Zeppelin von links, Tarantel von rechts

■ Gespräch mit den Bremer Filmemachern Hans-Joachim Hofmann und Ali Eichelbach

Es fängt mit einer Zahnbürste an, die Hans-Joachim, laut Ali, gekauft und verloren haben soll. Kein Wunder, denke ich, in dieser Umgebung. Es stellt sich aber heraus, daß das ein Witz war, eine kurze Improvisation über das Thema „Filmemacher, wie sie so sind“. Ali Eichelbach und Hans -Joachim Hofmann sind so. Die Besucherin versucht, sich zu konzentrieren. Nicht so einfach in

Achims Zimmer, Anarcho Parterre: riesig niedrig, und überall ist was Kleines. Und was Großes. Symbiose von Arbeits-und Lebensstätte. Letztere geht von der hinteren Wand bis zum Ende des irgendwie türkisen Teppichs und handelt von einem Sofa und zwei Liegestühlen. Feige setze ich mich aufs Sofa, das bringt vielleicht Überblick.

Also, wie lebt sich's denn zusammen? Um Gottes willen! Ali wohnt in Walle. Mit Achim leben hier in der Hinterhofidylle Fehrfeld noch ganz andere vier, die zusammen die „Fehrfeld -Studios“ sind, eine unabhängige Filmproduktion und WG. Obwohl aber Ali aus Walle kommt, klappt das gemeinsame Filmemachen gut. Schließlich kommen beide aus der gleichen Filmklasse der Hochschule für Künste und sind fertige Diplomdesigner je für Trickfilm und Experimentalfilm. „Ich versuche immer, mit lustigen Slapsticks das Geld zu verdienen, um meine Kunstproduktion zu machen. Und hoffe, daß sich das mal umkehrt“, sagt Achim, und hat auch sonst mit dem Unernsthaften keine Berührungsängste. Ali macht lieber „so kleine Sachen“, zwar auch experimentell, aber vor allem „lustige, einfache Geschichten“. Man hat auch schon was Neues in Petto, „soll wieder so'n lustiges Filmchen werden“, sagt Ali in

seiner ernsthaft komischen Art.

Passen Bremer Filmemacher und Bremen eigentlich zusammen? „Och“, sagt Ali, „paßt eigentlich ganz gut. Hier wurschtelt einer so'n bißchen rum, da wurschtelt einer so'n bißchen rum...“. Und was ist mit dem Filminstitut von Herrn Euler? Filminstitut!! Ein Drama!! Viel Geld, ganz unsichtbar. Und wie gehen die beiden an gemeinsame Filmprojekte ran? „Wir kaufen uns erst mal n'bissel Film“, das ist Ali. Einer hat dann 'ne Idee, dann fängt man an, fährt irgendwo hin, dann dreht man, vielleicht sieht man dann ein Schiff und sagt: komm, laß uns da mal mitfahren.

Haben sie die Kamera immer dabei? Ali sagt: „Ich nehm‘ sie immer mit und dann ist überall nichts. Und wenn ich sie zu Hause lasse, dann kommt auf einmal ein großer Zeppelin und von rechts eine Riesentarantel übers Dach. Deshalb mach‘ ich lieber Trickfilme“. Da hat er seine „kleine Welt so vor mir“, da kann er zeichnen, basteln, kneten. Und wird auch nicht so oft von Taranteln überrascht. Außerdem hat er „nicht so'n Regietalent, eine Horde von 10 Leuten unter einen Hut zu bringen“. Dafür kann

Achim das. Für seinen Film „Die 7. Schwangerschaft“ hat er vor kurzem einen ersten Preis und eine Laudatio von Helma Sanders-Brahms bekommen, die seine Filmwerke „frech und poetisch und verrückt und spaßig und ein bißchen schmuddelig“ fand, „wie Gedichte von Joachim Ringelnatz“. Wird man zum Filmemacher geboren? Zum Filmen, sagt Achim, gehört eine „gewisse positive Naivität“: Solange man sich über die Idee freut, sollte man abgedreht haben.

Ali und Achim sind auch auf den Tagen des unabhängigen Films zu sehen, im Bremer Forum. Zum Abschluß bekommt die Besucherin eine Kostprobe. „Verbrechen, die nicht stattgefunden haben“ zeigt die Leinwand vorm Sofa. Da ist Heinrich Lübke als Wochenschau-Darsteller in einen von den Fehrfeldern aufgedeckten Skandal verflimmert, da werden Lokomotiven zum Komplott verdichtet, der Hafen zu Hafenpiraten, und Bremen zu einem „schicksalhaften Kiosk“. Claudia Kohlhas

„Die 7. Schwangerschaft“ von H.-J. Hofmann und der Trickfilm „Jack White und Roy Black“ von Ali Eichelbach ab 14 Uhr im Modernes, heute