Ohne Kernreaktor läuft nichts?

■ Atomkraftgegner kritisieren Politik von Forschungssenatorin / Strahlengefahr abgeschoben

Ins Kreuzfeuer der Gegner eines geplanten Kernreaktors für das Hahn-Meitner-Institut in Wannsee geriet Forschungssenatorin Riedmüller-Seel (SPD) am Samstag nachmittag. Wie schon ihre Kolleginnen zuvor, präsentierte sich die Ressortchefin den Bürgern im Rahmen der Reihe „Senatorinnen stellen sich vor“ im Jagdschlößchen Glienecke.

Die Atomkraftgegner nutzten die Gelegenheit, die Senatorin auf die Moral ihrer Forschungspolitik abzuklopfen und warfen ihr vor, sich nicht genügend mit den Gefahren eines Kernreaktors in Berlin auseinandergesetzt zu haben. Riedmüller-Seel zog sich aus der Affäre, indem sie die Strahlungsgefahren an ihre Kollegin Schreyer vom Umweltsenat delegierte und für sich selbst die Rolle der Retterin der Berliner Wissenschaft vorsah: der Wissenschaftsstandort Berlin dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden. Komme der Kernreaktor nicht ans HMI, bestehe die Gefahr, daß das Institut in eines der Bundesländer abwandere. „Das ist doch Erpressung von Seiten des Bundes“, kritisierten die anwesenden Umweltschützer (das HMI wird zu 90 Prozent vom Bund und zu zehn Prozent vom Land Berlin getragen). „Was in meiner Kompetenz steht, ist, die Zukunft des HMI zu sichern“, erklärte die Wissenschaftssenatorin unbeirrt.

Allerdings lege sie Wert darauf, auch umweltfreundliche Bereiche des Forschungsinstituts auszubauen. So zum Beispiel die anwendungsbezogene Micro-Systemtechnik. Daß das HMI eine Dreckschleuder sei und militärisch ausgenutzt werde, wies Riedmüller-Seel ab: Für Umweltfragen sei die Umweltsenatorin zuständig.

cb