Wasser-Schlacht auf der Weser

■ Zorro, Punk und eine lange Nacht auf dem Filmschiff Weserfähre Lemwerder / Nach uns die Sintflut

Wat hebbt wi schallert. Auf's Schlachtschiff sollte es gehen, und was tuckelte da gemächlich unter den Nachtglas -Blicken der Wasserschutzpolizei in den Überseehafen? Die Weserfähre „Lemwerder“. Mit einer Persenning gegen das laue Wetter gefeit, nahm sie drei Busladungen Menschen aus der Neustadt und dem Steintor auf, um dann in Richtung Bremen -Nord abzudampfen.

Doch weder die Mobilmachung noch eine Wehrsportübung drohten. Das Filmschiff der Tage des unabhängigen Films in Bremen und Bremerhaven machte sich auf die Reise, dem Seestädter Fahrgastschiff „Mecki“ irgendwo auf den nächtlichen Flu

ten der Weser zu begegnen. „Peilung steht, Abstand verringert sich “, hätte es lauten können. Dem Schiffsführer jedenfalls gefiel die Abwechslung. „Ischa mal was ganz anneres. Anstatt immer nur quer, können wir heute mal längs fahren.“

Wer gedacht hatte, Schickis und SektschlürferInnen hätten sich auf den Nacht-Törn begeben, sah sich entschieden getäuscht. Die Ankündigung, daß die Bremer Punk-Formation Die Schlacht die Aufführung des 20er Jahre Films Zorro musikalisch begleiten würde, hatte eine nicht übersehbare Gruppe angepunkter BremerInnen angezogen, die sich sogleich mit lautstarken Interpretationen bekannter Shanties bemerkbar machten. Bei einem kurzen Stopp in Vegesack schlichen sich beeindruckt die ersten Offiziellen des Sponsors ffn von Bord. Ersatzweise gaben sich dafür die männlichen Mitglieder der Filmfest-Jury die Ehre.

Nach viel Musik vom Band, (Kommentar eines Bremer Musikers:„Schmeißt den Privat-Diskjockey über die Reling“) und einigen vergnüglichen Kurzfilmen kam es dann weit nach Mitternacht endlich zur Begegnung der maritimen Art. Doch kaum daß das Häuflein aus Fishtown das Deck der „Lemwerder“ betreten hatte, änderte sich die Wetterlage völlig. Die vereinzelten Regentropfen vereinigten sich zu einem Guß und so mußten bunt und alt notgedrungen näher zusammenrücken. Links Pogo und rechts Zorro hätte eigentlich eine interessante Mixtur sein können, doch zu viele verängstigte LehrerInnenaugenpaare quetschten sich deutlich an den Rand.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt drängten sich Fragen nach dem Sinn einer derartigen Mischveranstaltung auf. Junge Männer, die nach reichlichem Biergenuß von der Fährrampe urinierten, hin und wieder eine Flasche zer

schepperten, sind eben nicht jederfraus Sache. Das Experiment der Schiffszusammenführung hätte der genauerenn Planung bedurft, zu wenig hatten die unterschiedlichen Kulturwelten miteinander zu tun (siehe auch S. 19).

Der Regen tat dann sein übriges. Als die Wetterplane das erste Mal riß und ein Schwall das Mischpult unter Wasser setzte, drehte der tapfere Besitzer das Gerät einfach um und machte nach einer längeren Pause unverdrossen weiter. Doch der zweite nasse Einbruch gab der Technik den Rest. Die Schlacht war enttäuscht, die Partygäste müde, das Klofenster kaputt und die Besatzung der „Mondscheinfahrt“ weiter hanseatisch stoisch. Von einem kompletten Reinfall zu reden, wäre ungerecht. Doch als um kurz nach vier Uhr morgens nach turbulenter Busfahrt die Sielwallkreuzung seine Bewohner wieder aufnahm, schallerte so recht niemand mehr. Cool J.F