Sterben in Würde

■ Verein will Hospiz für Sterbende errichten / Initiatoren grenzen sich von Sterbehilfe ab / Gesundheitssenat begrüßt das Projekt / Zuschuß beantragt

„Den Tod salonfähig machen“ will die Arbeitsgemeinschaft für Sterbebegleitung und Lebensbeistand (AGSL) und präsentierte gestern ihre Konzeption eines Hospizes für Sterbende in Berlin. 20 Betten sind für das Haus eingeplant, in dem an Krebs und Aids Erkrankte sowie alte Menschen bis zu ihrem Tod betreut werden sollen. Parallel dazu will die AGSL in einem ambulanten Dienst auch Sterbende zu Hause betreuen. Ob es in Berlin ein Hospiz geben wird, hängt nicht zuletzt vom Lotto-Stiftungsbeirat ab, der im November über einen Zuschuß von fünf Millionen Mark entscheiden will.

Weder „morbid noch depressiv“, sondern „lebendig und lebensbejahend“ will sich die AGSL verstehen. „Dem Sterben soll durch unsere Bemühungen der Schrecken genommen werden“, erklärte AGSL-Vorsitzender Olaf Pollex, selbst Leiter einer Pflegestation in Berlin. Von der Debatte über aktive Sterbehilfe grenzt er sich entschieden ab. „Unsere Klientel ist eine völlig andere.“ Auch würden Befürworter der Legalisierung aktiver Sterbehilfe oft verkennen, daß sich hinter dem Todeswunsch vieler Schwerkranker der Wunsch nach menschlicher Zuwendung und Sterbebegleitung steht. Die ist im Gegensatz zu den USA oder Großbritannien in der Bundesrepublik ein Tabuthema. Bereits jede/r Vierte, so verlautete letztens auf dem Internationalen Heimleiter -Kongreß in Berlin, stirbt - meist vereinsamt - im Altersheim.

Das geplante Hospiz der AGSL sieht Einzelzimmer für die Patienten vor, in denen auch Angehörige übernachten können. Den Tagesablauf sollen die Sterbenden und ihre Angehörigen weitgehend selbst bestimmen können. Zur Sterbebegleitung zählt zum einen eine medizinische Grundversorgung, die die Patienten schmerzfrei hält, ohne „sie in einen Dämmerzustand zu versetzen„; zum anderen ein tabufreier Umgang mit dem Tod. Auch Angehörige und Freunde eines Sterbenden können und sollten die Arbeit der AGSL in Anspruch nehmen. Unterstützung wird durch vorbereitende Gesprächsrunden angeboten, aber auch durch Hilfe bei der „Trauerarbeit“.

„Eine Lobby aus Finanz und Politik“ fordert die AGSL zur Verwirklichung ihrer Pläne. Beim Gesundheitssenat ist man bereits auf Wohlwollen gestoßen, „weil dieser Verein das Konzept des Hospizes mit den ambulanten Diensten kombiniert“. Geplant seien auch zwei senatsgeförderte Einrichtungen für Sterbebegleitung - im Weddinger Lazarus -Krankenheim und im Kreuzberger St. Marien. Was den Part der Finanzwelt betrifft, so zapft die AGSL nach allen Regeln der Kunst mögliche Geldquellen an - gespendet hat unter anderem Daimler-Benz.

anb