„Warum sollte ich Palme ermorden?“

Stockholm (taz) - „Ja, ich bin sicher, es gibt keinen Zweifel“. Kurz vor 12.30Uhr identifizierte Lisbet Palme gestern den in erster Instanz zu lebenslanger Haft verurteilten Christer Pettersson erneut als den Mann, der den schwedischen Regierungschef Olof Palme am 28.Februar 1986 auf offener Straße von hinten ermordete. Palme ist die einzige Augenzeugin der Tat, ihre Aussage war ausschlaggebend für das Urteil in der ersten Instanz. Auch im Berufungsverfahren vor dem Stockholmer Oberlandesgericht hat sie eine Schlüsselrolle.

Christer Pettersson, der erst gegen Ende der fast dreistündigen Vernehmung Lisbet Palmes in den Gerichtssaal geführt wurde, fragte sie nach der Identifizierung, warum „sollte ich Deinen Mann ermordet haben, den Freund der Schwachen und Unterdrückten?“

Für Überraschung sorgte in Schweden gestern zu Beginn des wichtigen Verhandlungstages eine Meldung von 'Der Spiegel‘ über die Verurteilung eines jugoslawischen Militärs u.a. wegen Beteiligung am Palme-Mord. „Wir versuchen an die gleichen Quellen wie der 'Spiegel‘ ranzukommen, dann werden wir sehen, was das ganze wert ist“, sagte Ingemar Krusell, stellvertretender Leiter der Palme-Mordkommission. Der von einem jugoslawischen Gericht verurteilte Nurif Rizvanovic, der auch für den jugoslawischen Verfassungsschutz arbeitete, soll sich am 28.Februar 1986 - dem Mordtag Palmes - im Ausland aufgehalten haben. Rizvanovic selbst hat in einem Interview mit der Zeitung 'Mladina‘ alle Beschuldigungen und Verwicklungen zurückgewiesen. Sein angebliches Geständnis sei unter Drogen und Folter zustandegekommen.

Gisela Pettersson