Gen-Freisetzung bald europaweit?

Berlin (taz) - Weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit wollen die EG-Umweltminister heute in Brüssel die Voraussetzungen zur Freisetzung genetisch manipulierter Organismen schaffen. Die sogenannte Freisetzungsrichtlinie war im Mai im Europaparlament mit einer Mehrheit von wenigen Stimmen angenommen worden. Da die Richtlinie beim Treffen der EG-Umweltminister mit einfacher Mehrheit entsprechend dem sogenannten Harmonisierungsparagraphen (Artikel 100a) der „Einheitlichen Europäischen Akte“ beschlossen werden soll, wären danach alle Mitgliedsstaaten verpflichtet, die Freisetzung genetisch manipulierter Organismen grundsätzlich zuzulassen. Das träfe vor allem die Dänen, die bereits ein Moratorium für derartige Versuche beschlossen haben.

Die Abgeordnete der Grünen im EG-Parlament, Breyer, hält eine Verabschiedung der Richtlinie ohne öffentliche Debatte für „skandalös“. Der Genlobby werde mit der Richtlinie „Tür und Tor geöffnet“. Falls ein Verbot der Forschung und Anwendung mit Freisetzungsversuchen nicht mehr zu erreichen sei, müsse zumindest ein „fünfjähriges Moratorium“ ausgesprochen werden. Diese Forderung hat bereits das gen -ethische Netzwerk aus Berlin an Bundesumweltminister Töpfer gerichtet.

gero