Plattheiten aus der Intendanz

■ SFB-Intendant Lojewski versucht die Entwortung schönzureden / Rundfunkräte kritisieren Neuverteilung

Mit Platitüden wie „Journalismus bemißt sich an qualitativen Maßstäben, nicht an quantitativen“ und „in der Summe wird es nicht weniger Wort geben“, versuchte SFB-Intendant von Lojewski am Montag auf der Rundfunkratssitzung die Diskussion um die beabsichtigte Hörfunkentwortung zu entschärfen. Seit Anfang vergangener Woche bekannt wurde, wie an der Masurenallee auf die Hörerverluste an Rias2 und Schamonis 100,6 reagiert werden soll, hatte es massive Kritik in der Öffentlichkeit und aus den Redaktionen gegeben. Denn von seiten der Hausleitung war signalisiert worden, daß die Reform bereits beschlossene Sache sei: herunterdrücken des Wortanteils von SFB1 und 2 auf 30Prozent (zwei Dudelwellen für mittelalte und ältere Hörer), SFB3 als Kulturkanal und Ausbau von SFB4 zum „Info-Kanal“, zur Endlagerung sämtlicher anspruchsvoller Wortbeiträge (gleichzeitig soll für diesen Kanal eine Frequenz auf dem Rundfunksatelliten „Kopernikus“ mit europaweiter Ausstrahlung in CD-Qualität beantragt werden).

Auch hier mühte sich der Intendant, die Wogen zu glätten: man befinde „im ersten Stadium der Diskussion“, noch sei „im Hause nichts entschieden“. Andererseits betonte Lojewski, daß die „Grundfarben der neuen Wellen bereits festgelegt“ seien, die müßten „jetzt gefüllt werden“. Diese widersprüchliche Informationspolitik der Senderspitze wurde insbesondere von AL-Rundfunkrätin Christiane Ziesecke kritisiert. Außerdem bemängelte Ziesecke, daß „die Wortanteile, die der Hörerumfrage zufolge dem Publikum besonders gut gefallen, jetzt aus den populären Programmen gekippt werden sollen“. Weiterer Kritikpunkt der Rundfunkrätin: bei dem angepeilten neuen Konzept würden die 14 bis 25jährigen HörerInnen nicht berücksichtigt. Von anderer Seite wurde die Befürchtung geäußert, daß auch die Ausländerprogramme bei der Reform schlechter wegkommen könnten.

Für den Programmausschuß des Rundfunkrats korrigierte Dieter Huhn (SPD) öffentliche Aussagen des Intendanten, mit denen suggeriert worden war, der Programmausschuß habe dem Reformkonzept bereits zugestimmt. Dies sei nicht der Fall. Übereinstimmung herrsche lediglich darüber, daß der SFB sich um eine Frequenz auf dem Rundfunksatelliten „Kopernikus“ bewerben solle, und daß ein neuer Info-Kanal entstehen solle. Ansonsten werde die „Ausgestaltung“ der Reform und ihre Finanzierbarkeit „kontrovers diskutiert“. Auch von mehreren anderen Rundfunkräten wurde die angepeilte „Kostenneutralität“ der Reform in Zweifel gezogen.

Dabei wurde besonders darauf hingewiesen, daß für die „Kopernikus-Frequenz“ nicht nur mit den jährlichen Satellitenmietkosten von rund 1,3 Millionen Mark, sondern auch mit Investitionen in neue digitale Studiotechnik zu rechnen sei. Außerdem sei zu überlegen, ob gerade der Info -Kanal mit „Wort pur“ in digitaler Qualität ausgestrahlt werden müsse. Während CDU-Rundfunkratsmitglied Klaus Landowsky die Reformpläne unterstützte, wies Hans Höppner (Journalistenverband) darauf hin, daß bei Rias1 inzwischen beabsichtigt werde, wieder zu mehr Wortbeiträgen zurückzukehren.

kotte