Grafik: "Bahnt sich in West-Berlin ein koloniales Lösungsmodell für die Wohnraumnot an?"

Bahnt sich in West-Berlin ein koloniales Lösungsmodell für die Wohnraumnot an? Wenn der Regierende Momper tatsächlich Bauland bei den Realsozialisten leasen will, könnte ein weiter Blick nach Osten, nämlich in den Fernen, nicht schaden: Hongkong heißt das exotische historische Beispiel. Die britische Kronkolonie (chinesich: „duftender Hafen“) ist seit der blutigen Niederschlagung der studentischen Demokratiebewegung in der Volksrepublik China wieder ins Gerede gekommen. Weil die gesamte Kolonie nach Ablauf des Pachtverträge am 1. Juli 1997 an die Kommunisten zurückfällt, herrscht in Hongkong nun neben wirtschaftlicher Existenzangst auch Angst vor den brutalen Regierungsmethoden des Pekinger Regimes. Begonnen hatte die „Abtretung“ des begehrten Handelsplatzes im 19. Jahrhundert. Nach einem verlorenen Krieg mußte China 1842 zunächst die Kerninsel Hongkong „für immer“ an Großbritannien abgeben, dann annektierten die Briten 1860 noch flugs die nördlich gegenüberliegende Halbinsel „Kowloon“ hinzu. Gegen Ende des Jahrhunderts schließlich sicherte sich das Empire durch einen Pachtvertrag mit 99 Jahren Laufzeit noch die „New Territories“ dazu, die rund 90 Prozent der Gesamtfläche der Kronkolonie ausmachen. Wenn schon in der Hundekotfrage keine chinesische Lösung für Berlin möglich war, dann vielleicht bei der Wohnungsnot.

taz