Sicherlich gut

■ Berliner Compagnie spielte „Jedem das Seine“, ein Stück über Südafrika

Der Saal des Gustav-Heinemann Bürgerhauses in Vegesack ist voll. Der Vorhang geht auf, fünf Schauspieler, eine Frau und vier Männer, stehen auf der Bühne und fragen sich, ob sie ein Stück spielen werden, und was noch viel schlimmer ist, wenn, dann was für eins?

In einer „Gruppendiskussion“ erfahren wir, daß Günther den Kopf voller Finanzen hat, Sigurd von einer glänzenden Kairre träumt, Bolf und Jochen immer mit den gleichen alten Geschichten kommen und Hanna endlich arbeiten und Geldverdienen will. Es scheint ein Theaterstück darüber zu sein, wie eine Theatergruppe zu einem neuen Theaterstück kommt. Die Rede kommt auf das Apartheidsregime in Südafrika, den Streik bei Mercedes Benz dort.

Hanna jedenfalls findet das mit

Südafrika „unheimlich wichtig“ und beschließt, nach Johannesburg zu fahren - um vor Ort für das neue Stück zu recherieren. Wir (Publikum) finden das gut, da können wir dann auch alle was zu sagen.

Sofort lernt Hanna den netten Weißen, Mr. Swanepoel kennen, der sie fast in Versuchung bringt, die Sonnenseiten Südafrikas zu geniessen, anstatt ihrem Ziel nachzugehen'dem Streik bei Daimler. Doch Hanna, die Tapfere, bleibt ihren Plänen treu. Von Mr. Swanepoels schwarzem Chauffeur wird sie in die Town ships gebracht. Und wie könnte es anders sein: Die revolutionäre, engagierte Hanna lernt dort sofort die aktivsten farbigen Gewerkschaftler kennen, die natürlich auch überhaupt keine Scheu haben, über ihre brisantesten Probleme zu plaudern. Und weil

Weiblein und Männlein nicht voneinander lassen können, verliebt sie sich in ihn. Wir sind alle gerührt! Er (Moses) erklärt ihr das System, beiläufig werden uns die gut auswendig gelernten Fakten und Zahlen untergejubelt.

Zwischendurch ein wenig Brecht, das kommt immer gut: „Die aber unten sind, werden unten gehalten. Damit die oben sind, oben bleiben“. Hannas Glück ist aber nur kurz. Moses kommt ins Gefängnis und Hanna muß Südafrika sofort verlassen. Wieder zuhause in ihrer (Theater)gruppe, wird begierig die bisher einzige geschriebene Szene, über den Vorstand bei Daimler, aufgenommen. Ihre Gruppe will die Szene vermarkten. Sie will Verständnis, erzählt von „hysterischem Materialismus“.Was sie damit wohl meint? Sicherlich nur Gutes. Silke Becke