Koks-Schiff unbewacht im Hafen

■ Drogenfahnder der Bremerhavener Kripo klagen: Kein Geld für die Durchsuchung

Vermutlich liegt noch mehr Kokain im Panama-Frachter „Don Juan V“. Die Beschlagnahmung der 650 Kilogramm Kokain auf dem Frachter war vermutlich nur die Hälfte des Erfolges. Mittlerweile gilt es als wahrscheinlich, daß auf dem Schiff noch einmal soviel Rauschgift versteckt ist. Die Drogenfahnder stützen ihre Vermutung auf die Aussage des Kapitäns, der in der ersten Vernehmung angegeben hatte, die gefundene Menge sei nur die Hälfte der Gesamtladung an Kokain. Konsequenzen konnten bislang aus dieser Aussage nicht gezogen werden. Der Polizei in Bremerhaven fehlt schlichtweg das Geld, um den schrottreifen Frachter

gründlich zu durchsuchen.

Mehrere Beamte der Schutz-und Kriminalpolizei Bremerhaven beklagten sich über die ihrer Ansicht nach skandalöse technische Ausstattung der Ermittlungsbeamten in der Seestadt. Die Polizisten geben die Aktion um die „Don Juan V.“ als besonders krasses Beispiel für die Ausrüstungsmängel an, wollen aber ungenannt bleiben: Weil keine spezielle Dienstkleidung für den Einsatz auf dem Schmuddel-Dampfer vorhanden gewesen sei, habe man sich graue Arbeitskittel besorgen müssen: „Wir sahen aus wie eine Truppe von Hausmeistern.“ Es habe weder ein Dienstwagen abgestellt werden können,

noch sei ein Funktelefon vorhanden gewesen. Am nachhaltigsten kann sich jedoch auswirken, daß keine Mittel für das Erforschen weiterer möglicher Kokain-Verstecke zur Verfügung standen. Die verdächtig aussehenden Tanks der „Don Juan V.“ etwa konnten nicht aufgeschweißt werden. Aus den gleichen Gründen konnte der im Frachtraum befindliche Sand nicht ausgeladen und untersucht werden.

Einen Teilerfolg konnten die Beamten jetzt mit einem neuen Durchsuchungsbefehl für den Kokain-Dampfer verbuchen: Das Amtsgericht Bremerhaven erklärte sich bereit, die Kosten für die Aktion zu übernehmen.

„Das kann natürlich jetzt viel zu spät sein“, meinte ein Beamter. Vorwürfe erheben die Polizisten vor allem an die politischen Mandatsträger. Enttäuschend sei der tägliche Kleinkrieg gegen die Entscheidungsträger im Magistrat. So würde etwa seit Monaten mit der Stadtverwaltung um die Einrichtung eines dringend erforderlichen Fotolabors gefeilscht, für das schon Mittel bewilligt sind. Der Magistrat versuchte allerdings, die Zusammenlegung des Labors mit der Stadtbildstelle durchzusetzen. Eine Maßnahme, die für die Kripo eine unerträgliche Behinderung der Ermittlungstätigkeit bedeutet hätte.

Uwe Dicks