Zweitklassig? KSC beleidigt

Mit Mühe gewinnt der Erstligist gegen Freiburg 1:2 und zwingt den Stadionsprecher zur Entschuldigung  ■  Aus Freiburg Ulrich Fuchs

Nach dem Schlußpfiff konnte selbst der Stadionsprecher nicht mehr an sich halten. Im Stile eines Jochen Hageleit verabschiedete er das Publikum mit fachmännischem Schlußkommentar. „Einen reizvollen Vergleich zwischen zweiter und erster Liga“ hätte man gesehen, und vielleicht käme es ja schon bald zu einem erneuten Aufeinandertreffen des SC Freiburg und des Karlsruher SC - „in der ersten oder in der zweiten Liga“.

Die meisten der Freiburger Fans hatten dabei wahrscheinlich den dezenten Seitenhieb auf den derzeit auf dem ersten Abstiegsplatz stehenden KSC gar nicht mitbekommen. Viel zu sehr nämlich war das Publikum, das im Ruf steht, sehr kritisch und zurückhaltend zu sein, noch damit beschäftigt, der heimischen Mannschaft zuzujubeln. Und die ließ es sich nicht nehmen, die im Freiburger Dreisamstadion seltenen Begeisterungsstürme mit einer Ehrenrunde auszukosten, während die Karlsruher Spieler schon grußlos in den Kabinen verschwunden waren.

Dort rumorte es zunächst einmal gewaltig. Die Funktionäre des KSC waren mächtig sauer, und der reporternde Stadionsprecher mußte sich untertänigst dafür entschuldigen, daß er es gewagt hatte, einen möglichen Abstieg der Elitekicker auch nur anzudeuten. Erst dann waren Präsident Schmider und Trainer Schäfer bereit, mit reichlicher Verspätung und Bitterminen bei der Pressekonferenz zu erscheinen.

In seinem Statement schöpfte der KSC-Coach dann aus dem reichen Wissen eines erfahrenen Erstliga-Trainers. Schon vor der Partie hätte er „um die schwere der Aufgabe gewußt“ und seine Mannen deshalb angewiesen, „über den Kampf zum Spiel zu finden“. Was nicht so recht klappte und dem Freiburger Team vom Trainer spontan mit zwei freien Tagen honoriert wurde, obgleich das Endergebnis des Pokalspiels der beiden badischen Vereine standesgemäß war - 1:2.

Weniger standesgemäß als vielmehr dem Tabellenstand gemäß war dabei der Auftritt der Karlsruher, die über die gesamten neunzig Minuten so spielten, wie sie derzeit stehen, nämlich mit dem Rücken zur Wand. Die junge Freiburger Elf dagegen zeichnete sich durch das aus, was so trefflich mit herzerfrischendem Angriffsfußball umschrieben wird.

Ein ums andere Mal jagten sie den Kurz- und Rückpaßkickern aus Karlsruhe den Ball ab, um sie dann mit gekonnt vorgetragenen Attacken von einer Verlegenheit in die andere zu stürzen. Insbesondere das Mittelfeld mit dem gewieften Polen Majka und dem wieselflinken Dribbler Michael Zeyer war in seinem Elan kaum zu bremsen.

Mit der gleichen Unbekümmertheit aber, mit der die Lederkugel vor das Tor des höherklassigen Gegners getragen wurde, schossen die Angreifer dann selbst aus aussichtsreichsten Positionen neben den Kasten, über den Kasten und gegen das Alu-Gestänge.

Was, wie gesagt, angesichts des rassigen Spiels die Stimmung auf den Rängen kaum mehr trüben konnte, und SC -Trainer Ehret bei der im Profi-Fußball herrschenden Was -zählt-ist-das-Ergebnis-Mentalität zu einer geradezu subversiven Begründung des Sonderurlaubs für seine Spieler veranlaßt: „Wegen der großen Leistungen - das Ergebnis ist sekundär.“

TORE: 0:1 Kreutzer (4.), 0:2 Schütterle (25.), 1:2 Schweizer (46.)