Waffenruhe in Beirut weitgehend stabil

■ Tausende Flüchtlinge sind bereits wieder in die zerstörte Stadt zurückgekehrt / Flughafen wieder offen: Erstes Flugzeug seit sechs Monaten gelandet / Versorgung über See nicht mehr unterbrochen

Beirut (ap) - Trotz vereinzelter Schußwechsel mehrten sich am Sonntag im Libanon die Anzeichen dafür, daß die jüngste Waffenruhe zwischen den Bürgerkriegsparteien Bestand haben könnte. Auf dem Beiruter Flughafen landeten zum ersten Mal seit rund einem halben Jahr wieder Flugzeuge, und im von Christen kontrollierten Hafen machte ein Frachtschiff fest, ohne von syrischer Artillerie unter Beschuß genommen zu werden. Das erste Flugzeug seit dem 12. März war eine Frachtmaschine der libanesischen Gesellschaft TMA. Eine aus Dschidda kommende Passagiermaschine der MEA folgte im Laufe des Vormittags.

Die Waffenruhe war unter der Vermittlung der Arabischen Liga zustandegekommen. Sie wurde von einem Sicherheitsausschuß der Bürgerkriegsparteien unter Führung des algerischen Abgesandten Lachdar el-Ibrahimi überwacht, der am Sonntag zum zweiten Mal zu Beratungen zusammentreten sollte. Ein erstes Gespräch am Samstag hatte offenbar Erfolg, denn die heftigsten Artilleriegefechte seit mehr als 14 Jahren fanden ein Ende. Sie haben nach offizieller Zählung 930 Menschen das Leben gekostet und mehr als 2.700 Verletzte hinterlassen.

Das Abflauen der Kämpfe hat schon am Samstag Tausende von Flüchtlingen zur Rückkehr in das weitgehend zerstörte Beirut bewegt. Während der Kämpfe waren nur rund 150.000 der einst 1,5 Millionen Einwohner geblieben.

Ibrahimi ist stellvertretender Generalsekretär der Arabischen Liga, der 22 Staaten angehören. Die Außenminister Saudi-Arabiens, Marokkos und Algeriens hatten im Auftrag der Liga ein Konzept ausgearbeitet, mit dem ein Ende des Blutvergießens und eine Aussöhnung der verfeindeten Parteien erreicht werden soll. Die ersten sechs Punkte des Planes befassen sich mit dem Waffenstillstand und seiner Verwirklichung. Der letzte Punkt sieht für den 30. September eine Sitzung des 99köpfigen libanesischen Parlaments außerhalb des Landes vor, auf der politische Reformen erörtert werden sollen.