Heinrich Lummer ein Doppelagent?

■ Die Liebe des CDU-Rechtsaußens galt nicht nur einer DDR-Agentin, er soll auch für den BND gearbeitet haben

Berlin (taz) - Heinrich Lummer sorgt weiter für Schlagzeilen. Nach neuesten Erkenntnissen soll der stramme Unionsrechte nicht nur Kontakte zum Ostberliner Staatssicherheitsdienst gepflegt haben - er soll auch jahrelang für dessen Konkurrenz, den Bundesnachrichtendienst (BND), gearbeitet haben. In seiner heutigen Ausgabe berichtet der 'Spiegel‘, daß der Exsenator und „Republikaner„-Freund schon seit den 60er Jahren regelmäßig für den in Pullach ansäßigen Geheimdienst tätig geworden ist. Der frühere Innensenator und Freund einer DDR-Spionin ein Doppelagent?

Seine Liebe zur Ostberliner Stasi-Frau Susanne Rau soll „Heinrich der Grobe“ dem BND nicht mitgeteilt haben. Bleibt die Frage, welcher „Bundesbehörde“ sich Lummer dann frühzeitig offenbart haben will, wie er kürzlich nochmals in einer Diskussionsrunde des Beriner Fernsehens beteuerte.

Die Verfassungsschutzchefs in Berlin und Köln haben abgewunken - sie wollen erst Jahre später von der Liebesaffäre und den folgenden Erpressungsversuchen der DDR -Schnüffler erfahren haben. Und nachdem der BND offensichtlich auch ausscheidet, bliebe als dritte Spitzelbehörde der Bundesrepublik nur noch der Militärische Abschirmdienst (MAD). Der ist aber eigentlich nur für die Bundeswehr zuständig.

Als weiteres Kuriosum Lummerscher Leidenschaften berichtet der 'Spiegel‘, daß die beiden Geheimdienste der BRD und der DDR quasi blockübergreifend eine der zahlreichen Nahost -Reisen des CDU-Politikers finanziert hätten. Der BND selbst soll mehrere Libanon-Reisen bezuschußt haben. Die Parlamentarische Kontrollkommission des Bundestages soll sich schon 1986 mit Heinrich Lummer, der zwischenzeitlich in Berlin vier parlamentarische Untersuchungsausschüsse dank ausgeprägter Gedächtnislücken unbeschadet überstanden hat, befaßt haben. Von einer Liaison Lummers mit einer DDR -Agentin und den Erpresserbriefen des Ministeriums für Staatssicherheit hätten damals aber weder der BND noch die Bundesregierung gewußt.

wg.