Ohlauer Straße 29 - Alles wie gehabt?

„An den Kriterien, wonach besetzte Häuser geräumt werden, hat sich nichts geändert“, verlautete gestern aus der Innenverwaltung. Das verheißt nichts Gutes für die Wohnungslosen, die letzten Donnerstag das Haus Ohlauer Straße 29 besetzt haben. Es gelte die „Berliner Linie“, sagte Pressesprecher Werner Thronicker - und die lautet: Neu besetzte Häuser werden geräumt. Ein Räumungsantrag des Hausbesitzers Dr. Pohly liegt seit Freitag vor. Die AL lehnt eine Räumung strikt ab, was sie bekanntermaßen auch bei anderen Hausbesetzungen unter dem SPD/AL-Senat getan hat. Diesmal ist man angesichts früherer Erfahrungen offenbar besonders sensibel, zumal die Sanierungsleiche in der Ohlauer Straße 29 für eine Besetzung geradzu prädestiniert ist (die taz berichtete). Statt der „Berliner“, so die AL, soll die „Steglitzer Linie“ praktiziert werden: Man könne die leerstehenden Wohnungen nach Steglitzer Vorbild wegen Wohnungsnotstands beschlagnahmen, meint der AL-Abgeordnete Michael Haberkorn, der entsprechende Schritte gegen Obdachlosigkeit schon mehrmals gefordert hatte. Zuständig wäre in diesem Fall die Kreuzberger Sozialstadträtin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Die hält den Leerstand zwar „für einen Skandal“, beschlagnahmen könne sie aber nicht, solange das Haus wegen Schwammbefalls als nicht bewohnbar gelte. „Dann kann ich da keine Obdachlosen reinsetzen.“ Bleibt fürs erste nur die Erwartung des AL-Abgeordneten Haberkorn an die SPD in Person ihres Bau- und Innensenators: „Ich hoffe, die gehen diesmal anders damit um.“