Auch Ohropax hilft nicht weiter

■ Fly-Over Bremen-Nord: SPD-Bürgerschaftsabgeordnete gegen SPD-Pläne

Wo immer in Bremen breite Straßen gebaut werden sollen, ist die Bevölkerung dagegen. Diese für sie schmerzhafte Erfahrung müssen zur Zeit der Bremer Senat und die Nordbremer SPD-GenossInnen machen. Beide sind nämlich für den Bau eines sogenannten „Fly-Over“ am Verteilerkreis Bremen-Nord in Ihlpohl. Der soll die B 74 aus Richtung Vegesack direkt an die A 27 Richtung Bremen anbinden. Begründung der Politiker: Am und im Kreisel gebe es zuviel Unfälle, 1988 zum Beispiel 174.

Die Kreisel-AnwohnerInnen mögen sich mit dem „Mammutding auf Stelzen“ nicht abfinden. Zu einer Anwohnerversammlung am Montagabend, zu der drei

SPD-Ortsvereine eingeladen hatten, waren etwa 150 AnwohnerInnen gekommen. Diese GenossInnen weichen von der Parteilinie ab: Sie gründeten gemeinsam mit AnwohnerInnen eine „Bürgerinitiative gegen jeden Ausbau des Ihlpohler Kreisels“.

Bevor es dazu kam, machten die AnwohnerInnen ihrem Ärger ordentlich Luft. „Körperverletzung“, schimpfte einer, und trotz Ohropax finde er keinen ruhigen Schlaf mehr. Welchen Schlingerkurs Bausenator Konrad Kunick eingeschlagen hat, berichtete dessen Parteigenossin, die Bürgerschaftsabgeordnete Bringfriede Kahrs. Ihr hatte Kunick geschrieben, zur Zeit würden noch Untersuchungen über die Notwendig

keit des „Fly-Over“ angestellt und zwar „unabhängig von politischen Wünschen und Forderungen“. Nach wie vor steht für den Rest der Legislaturperiode der „Fly-Over“, anders als umstrittenne Projekte im Bremer Osten, im Programm des Senats.

Die Grünen aus Burglesum versprachen, die Bürgerinitiative im Falle einer Klage vor dem Verwaltungsgericht finanziell zu unterstützen. Und die Burgdammer SPD -Bürgerschaftsabgeordneten Bringfriede und Wolfgang Kahrs setzten noch eines drauf: Sie wollen im Parlament „Druck machen“, damit endlich die schon lange versprochen Lärmschutzwände aufgestellt werden.

Ulf Buschmann