Wedemeier verlangt fairen Prozeß

■ Bürgermeister setzte sich beim türkischen Honorarkonsul für Ahmet Güler ein

Beim Antrittsbesuch des neuen Bremer Honorarkonsuls der Türkei, Karl Grabbe, setzte sich Bürgermeister Wedemeier am Montag für den Buchhändler Ahmet Güler ein. Güler war im September vergangenen Jahres auf einer Urlaubsreise in der Türkei verhaftet worden, am 19. Juli dieses Jahres wurde er von einem militärischen Staatssicherheitsgericht zu acht Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, Sympathisant der in der Türkei verbotenen Organisation „Dev Yol“ zu sein. Einziges Indiz in dem sehr kurzen Prozeß: Güler hatte in seinem Bremer Buchladen „Fidan“ eine Zeitschrift der türkischen Exilorganisation „Devrimci Isci“ angeboten, die in der Bundesrepublik nicht verboten ist, vom türkischen Militärgericht jedoch der „Dev Yol“ zugerechnet wird.

Wedemeier verlangte am Montag im Gespräch mit Grabbe und dem türkischen Generalkonsul Erdnic Ulumlu aus Hannover,

daß Ahmet Güler im Revisionsverfahren vor dem Kassations gericht in Ankara „eine faire Chance zu seiner Verteidigung erhält“. Die Revision soll am 4. Oktober in Ankara stattfinden. Der Bürgermeister kritisierte zudem, daß auf seine bisherigen Bemühungen gegenüber der türkischen Botschaft in Bonn nicht regiert wurde. „Er folgerte daraus, daß der Kritik seitens des Bremer Senats und verschiedener Initiativen in Bremen durch die türkische Seite nicht begegnet werden kann“, heißt es in der Presseerklärung zum Besuch der Konsulen.

Erdnic Ulumlu sagte zu, daß er die Besorgnis des Bremer Bürgermeisters über die Behandlung von Ahmet Güler seiner Regierung mitteilen und um Reaktion auf die verschiedenen Bremer Eingabe bitten werde. Der neue Bremer Konsul Grabbe ist allerdings der Meinung, „daß man da mit deklaratorischen Maßnahmen nicht viel weiter kommt“, wie er ge

stern gegenüber der taz erklärte. Schließlich sei die Türkei heute „die einzige Demokratie im vorderen Orient“ und müsse entsprechend in Schutz genommen werden, statt ihr Vorwürfe zu machen. „Ich kann dem Bürgermeister aber natürlich keine Vorschriften machen“, ergänzte Grabbe, der in Bremen ein Bauunternehmen betreibt.

Ahmet Güler ist inzwischen in den türkischen Hochsicherheits-Knast nach Amasya verlegt worden. Zuvor hatte er sich an dem großen Hungerstreik zur Verbesserung der Haftbedingungen in türkischen Gefängnissen beteiligt. Nach Amasya wurden in der letzten Zeit besonders aktive Hungerstreikende verlegt, um den Gefangenenwiderstand in den vielen Provinzgefängnissen zu schwächen.

Ein weiteres Gesprächsthema beim Antrittsbesuch des neuen Honorarkonsuls war auch die Lage der kurdischen Bevölkerung in der Türkei.

Ase