MusikRest in der Glocke

■ Kieksgurroberton

Nach ihrer (Wieder-) Entdeckung im letzten Jahr wird die atemberaubende Vokalartistik des Frauenchors des bulgarischen Rundfunks 1989 rund um die Welt geschickt: insgesamt 50 Konzerte nur in Europa stehen bis Ende Oktober auf dem Programm, danach gehts bis Mai 1990 (!) noch nach Übersee.

Le Mystere des Voix Bulgares, wie der Chor im Westen genannt wird, singt keine unverfälschte Volksmusik im eigentlichen Sinne, sondern eine neue Art von Kunstmusik, die auf Volksquellen basiert. Eine Reihe von Komponisten und Arrangeuren haben im Laufe der letzten Jahrzehnte einen großen Fundus von Liedern geschaffen, der auf den Lied-und Tanztraditionen der Regionen Bulgariens basiert. Dabei wurden die in der Tradition vorhandenen vokalen Klangfarben weiterentwickelt und hier und da mit raffinierten modalen Rückungen oder harmonischen Wechseln angereichert.

Häufig verfolgen sich in diesem Gesang zwei Stimmen in für unsere Ohren erstaunlichen Intervallen - fast scheint es so, als ob sie miteinander verschmelzen, um ein einziges, gewaltiges Klangbild zu schaffen. Aus dieser Diaphonie ergibt sich auch der Eindruck der Dissonanz, der nicht zuletzt dafür verantwortlich ist, daß diese Gesänge für uns so geheimnisvoll wirken.

Jüs

Glocke, 20 Uhr