Mehr Krebs im Bremer Westen

■ Überdurchschnittlich viele Lungenkrebspatienten wohnen in Walle und Gröpelingen

Im Land Bremen werden jährlich 300 neue Fälle von Lungenkrebs bekannt. „Überdurchschnittlich viele stammen aus dem Gebiet Walle und Gröpelingen“, erläuterte der Chef der Lungenklinik im Zentralkrankenhaus Ost Wilfried Hartmann gestern auf einer Pressekonferenz. Als Ursache für die erhöhte Krebsrate im Bremer Westen vermutet der Mediziner Asbest.

Mit diesem und anderen brisanten Themen aus Krebsforschung und -therapie beschäftigt sich der „Bremer Krebskongress

89“, der vom 5.-7. Oktober im Bremer Rathaus stattfinden wird. Der Landesverband Bremen der Deutschen Krebsgesellschaft und das Bremer Tumorzentrum erwarten dazu 500 TeilnehmerInnen aus dem gesamten Bundesgebiet. Umweltschäden und äußere Gifte als Verursacher von Krebs stehen auf der Themenliste der Ärzte an erster Stelle. „80 Prozent aller Tumore entstehen durch äußeres Gift“, erklärte der Internist Herbert Rasche. Vorschnellen Sündenbocktheorien aber tritt er entgegen: „In den

meisten Fällen gibt es mehr als einen Verursacher.“

Da die Ärzte sich kaum mit den Ursachen der Umweltvergiftung beschäftigen, propagieren sie die Frühdiagnostik als probate Methode der Krebsbekämpfung. Nur 11 Prozent der Männer über 45 und nur ein Drittel der Frauen über 20 Jahre machen bisher vom Angebot der Krankenkassen Gebrauch. „Dabei können wir ungefähr 30 Prozent aller Krebse bereits im Frühstadium erkennen“, unterstrich der Gynäkologe E.-H. Schmidt die Notwendigkeit der Krebsvorsorgeuntersuchung. Je eher ein Tumor erkannt wird, um so größer sind die Möglichkeiten einer erfolgreichen Krebsbehandlung.

Aber auch mit möglichen Therapieformen will sich der Kongreß beschäftigen. Besonders bri

sant erscheinen hier vor allem die Nebenwirkungen der Chemo -und Strahlentherapie. „Jedes Mittel, das das Wachstum der Krebszellen hemmen soll, kann auch wieder Krebs erzeugen“, erläutert Wilfried Hartmann das Problem bei der Behandlung mit Cytostatika. Und auch der Umgang mit den Stoffen etwa für das Pflegepersonal in Kliniken ist nicht ungefährlich: Gelangen die Substanzen über die Atemwege in den Körper des Pflegers, kann dieser selbst Krebs bekommen. Gefahren lauern auch in der Strahlentherapie: Die Nebenwirkungen der Strahlen können verheerendere Folgen anrichten als der Krebs selbst. Das letzte Wort zur Strahlentherapie hat der Patient. „Die machen aber alles mit“ weiß Hartmann aus Erfahrung.

mad