Vorlauf: Stoiber gegen Rotfunk

■ Das blonde Fallbeil oder Leben mit Klischees

(Das blonde Fallbeil oder Leben mit Klischees, 20.15 Uhr, ARD) Klaus Bednarz vom WDR ist ihm ebenso ein Dorn im Auge wie das Zweisäulen-Modell in Nordrhein-Westfalen, mit dem die Sozis dafür sorgen, daß die Privaten nicht so recht zum Zuge kommen. Das Nachrichtenmagazin Spiegel-TV auf RTL plus hält er ohnehin für „politisch unvertretbar und wirtschaftlich unvernünftig“. Letzteres ist um so unverständlicher, als es der CSU-Mann Edmund Stoiber war, jetzt Innenminister in Bayern, der das öffentlich-rechtliche Monopol an vorderster Front mit aufgebrochen hat. Auch an den meisten Beiträgen von Panorama, Monitor und Report aus Baden-Baden findet „das blonde Fallbeil“, wie ihn der Schriftsteller und frühere Bundestagsabgeordnete Dieter Lattmann einmal genannt hat, kein Gefallen. Das ist kein Wunder, denn das „Krebsübel“ der Medienwelt, sagt er, ist, daß viele politische Journalisten „politisches Sendungsbewußtsein hätten, sie aber besser Politiker hätten werden sollen“. Von daher ist es für ihn nur konsequent, wenn er gegen den Rotfunk angeht, vorwiegend personalpolitisch, was er auch gar nicht bestreitet.

Der Einfluß der Politik aufs Fernsehen: ein alter Hut? Wohl kaum, doch kann das gehen, daß ein Journalist im öffentlich -rechtlichen Fernsehen mit denen hart zu Gericht geht, die für den Ausgewogenheitsbrei des Mediums verantwortlich sind? Kann das gehen, daß einer die politische Einflußnahme auf öffentlich-rechtliche Entscheidungsträger desavouiert, die ihm selbst zu Brot und Lohn verhelfen? Anscheinend nicht, denn wie in einer Vorkritik des Stern-TV-Magazins zu lesen war, hat Thomas Reimer genau jene Zurückhaltung nicht aufgegeben, die nötig gewesen wäre, das allseits Bekannte öffentlichkeitswirksam aufzudecken. Und so liegt ein Fazit nah, für dessen Beweisführung wir keine zusätzlichen Argumente brauchen: Nicht die Journalisten kontrollieren die Politiker, sondern die Politiker die Journalisten. Das Neue scheint zu sein, daß sie es öffentlich zugeben.

Ks